Friedrichshafen / sz - Am Freitagmorgen hat der Bodenseepegel die kritische Marke von 4,80 Metern überschritten. In Kressbronn wird ein Campingplatz am Wasser teilweise geräumt, Schiffstaue drohen zu reißen. Behörden sind in Einsatzbereitschaft.
Wie die Hochwasserzentrale des Landes Baden-Württemberg (HVZ) im SZ-Gespräch bestätigte, wurde der für Hochwasser kritische Meldepegel von 4,80 Metern am Freitagmorgen um 7.45 Uhr überschritten. Seither treffen Behörden am Bodensee erste Vorsichtmaßnahmen, falls das Wasser weiter steigen sollte.
Nach Angaben von Daniel Varga, Hydrologe an der HVZ, wird erwartet, dass das Hochwasser bis Sonntag oder Montag auf bis zu 5,15 Meter steigen könnte. Grund sind heftige Regenfälle in der Schweiz.
Damit gilt der aktuelle Wasserstand als zehnjähriges Hochwasser. Das bedeutet, dass das Wasser im Schnitt nur alle zehn Jahre einen solchen Pegel erreicht. Beim extremen Hochwasser mit schweren Überschwemmungsschäden von 1999 lag der Bodenseepegel bei 5,56 Metern. Ob das Wasser soweit steigen könnte, ist aktuell nicht absehbar, wird von den Behörden aber offenbar auch nicht akut erwartet.
Caravans und Zelte verlegt
Am Bodensee wurden Gemeinden und Feuerwehren nach der Hochwassermeldung in Einsatzbereitschaft versetzt. Das bestätigte Robert Schwarz, Sprecher am Landratsamt Bodenseekreis. Noch ist die Lage offenbar ruhig.
Lediglich in der Bodenseegemeinde Kressbronn wurde am Freitagmorgen ein Campingplatz teilweise geräumt. Caravans und Zelte der ersten vier Reihen am Wasser wurden nach Informationen von SZ-Reportern vor Ort an sichere Plätze gebracht. Außerdem wurde ein Schutzwall errichtet. Kreisweit werden Flüsse und Hochwasserschutzeinrichtungen überwacht und von Unrat freigehalten, damit Wasser schnell abfließen kann.
20000 Säcke
Für den Notfall liegen im Bodenseekreis 20000 Sandsäcke für den Bau von Dämmen bereit. Auch am restlichen Bodensee, in Deutschland, Österreich und der Schweiz, wird die Entwicklung aufmerksam verfolgt.
Die jüngsten Hochwasser der Vergangenheit wurden 2001 mit 4,87 Meter (Pegel Konstanz) und 2013 mit 4,85 Meter gemessen. Der Pegel in Friedrichshafen liegt in der Regel rund zwei Zentimeter unterhalb dieser Werte. Das Hochwasser gefährdet nicht nur Gemeinden direkt am See, sondern auch Gebäude und Ortschaften an seinen Zuflüssen.
Leinen drohen zu reißen
Wie der SWR berichtet, tritt der Bodensee im österreichischen Vorarlberg schon an einigen Stellen über die Ufer. Grund könnte wohl sein, dass in der Nähe der Alpenrhein in den See mündet, der derzeit die meisten Wassermassen anliefert. Wie die Seepolizei meldet, stehen Leinen von Booten in Häfen teilweise so stark unter Spannung, dass sie zu reißen drohen.
Weiter heißt es, dass die Bodenseeschiffsbetriebe an ihren Landestellen begonnen haben, Podeste zu errichten, damit Passagiere nicht über steile Landungsbrücken auf die Schiffe gelangen müssen.
In Meersburg und Konstanz werden seit dieser Woche zusätzliche Rampen an den Brücken eingesetzt, damit die Autos problemlos auf die Fähren gelangen können. "Momentan ist die Lage zwar noch nicht kritisch, aber wir sind vorbereitet", sagt Josef Siebler, Pressesprecher der Konstanzer Stadtwerke. Der jetzige Pegel sei für die Fähren zwischen Konstanz und Meersburg "noch nicht bedrohlich". Eine kritische Marke gebe es bei den Fähren nicht. Größere Probleme als der Wasserstand könnte der Schifffahrt hingegen der Wind und die damit aufkommenden Wellen bereiten. "Dann müssen wir spontan entscheiden, ob wir noch fahren können."
Die Feuerwehr in Friedrichshafen hat inzwischen ihre Pegelkontrollen intensiviert. Geschaut wird nicht nur auf die Höhenmarkierungen, sondern auch auf kritische Punkte, beispielsweise Stellen, an denen sich Treibholz in der Rotach stauen könnte. "Der Zugführer des Tages nimmt diese Kontrollen im Zwei-Stunden-Rhythmus vor", sagt Stadtbrandmeister Louis Laurösch. Um schnell reagieren zu können, habe die Feuerwehr bereits ein Fahrzeug mit Sandsäcken beladen. "Die kritische Marke liegt bei 5,10 Meter", verrät Laurösch. Ab diesem Pegelstand könnte es unter im Seewiesenesch oder an der Olgastraße zu Problemen
Diese Meldung wird bei wichtigen Ereignissen aktualisiert