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Jazzfestival Friedrichshafen: Filmmusik, die keine Leinwand braucht

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Friedrichshafen / sz - Es war ein besonderes Konzert am Sonntagabend im Casino am Fallenbrunnen. Die Fadistin Cristina Branco nahm das Publikum mit in ihre portugiesische Welt mit einer Mischung aus selbstinterpretiertem und traditionellem Fadogesang. „Das Besondere an den Portugiesen ist, dass sie in einem Gleichgewicht aus Freude und Leid leben“, erklärt die Sängerin.

Eigentlich hätte sie das gar nicht sagen müssen. Wer ihr zuschaut, sieht, wie sie mit den Liedern zwar Trauriges besingt, aber gleichzeitig auch von sich abschüttelt. Endet ein Lied auch leidvoll, so scheint sich die Musikerin kurz darauf mit einem Lächeln von den schweren Gedanken zu trennen. Ihre feinfühlige Musik verliert die spürbare Traurigkeit zeitweise durch ihre Art und die Freude ihrer Band mit Ricardo Dias am Flügel, Bernardo Couto an der portugiesischen Gitarre und Bernardo Moreira am Kontrabass oder spätestens mit ihrem Lächeln zwischen den Stücken.

Es ist angenehm, auf diese Weise mitfühlen zu dürfen. Leichtfüßig und tänzelnd geht sie mit dem Leid ihrer Lieder um, wenn sie all die Emotionen besingt, die durch die Liebe entstehen. Denn fast all ihre Stücke handeln in irgendeiner Form von Liebe: von Leidenschaft, Sehnsucht, Schmerz aber auch ab und an ein klein wenig Hoffnung.

Von Liebe und Schmerz

Letztlich bleibt es natürlich dem Zuhörer überlassen, ob er die Chance ergreift, eine kleine Katharsis an diesem Abend zu durchleben oder die Wehmut am Ende mit nach Hause nimmt. Es ist eine Musik, bei der die textlosen Passagen genau so viel Gefühl wiedergeben wie die Texte. Man muss die Sprache nicht verstehen, um zu erleben, was die Musik aussagt. Brancos Kunst ist es, eine Geschichte zum Mitfühlen zu erzählen.

Es ist wie eine Filmmusik, die keine Leinwand braucht, auf der sich die zugehörige Handlung abspielt. Die Bilder entstehen von selbst im Kopf. Da verwundert es auch nicht, dass man in den kurzen Pausen, die entstehen, wenn ein Ton ausgeklungen ist und das Publikum ihm noch nachlauscht, bevor es zu klatschen beginnt, eine Stecknadel fallen hören könnte.

Es ist das erste Konzert des Häfler Jazzfestivals, bei dem kein einziges Gespräch währenddessen an der einladenden Bar stattfindet.

Und als ob das alles nicht schon für sich spricht, schafft es der Organisator des Festivals, der Vorsitzende des Häfler JazzPorts und Mitarbeiter des Kulturbüros, Jürgen Deeg, an diesem Abend lange Zeit nicht, einen Fuß aus der Tür hinaus zu setzen. Viele Gäste aus dem Publikum wollen ihm sagen, wie großartig sie diesen Abend fanden. Und wie großartig auch das Festival gewesen ist.

Mehr Infos zur Künstlerin:

www.cristinabranco.com


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