Friedrichshafen / sz - Einmal im Jahr versteigert die Stadtverwaltung Fundsachen, die sich im Häfler Fundbüro angesammelt haben. „Zum Ersten, zum Zweiten und verkauft“ hieß es am vergangenen Mittwoch im großen Sitzungssaal des Rathauses. Hannes Köhle hat sich in der Auktion auf Schnäppchenjagd gemacht.
Pünktlich um 13.51 Uhr öffnen sich die Türen zum großen Sitzungssaal im Rathaus zur großen Fundsachenversteigerung des Bürgerservices. Mehr als 50 Personen drängen in den Saal, der von der Herbstsonne durchflutet ist. Schnell sind alle Plätze belegt und die Mitarbeiter des Rathauses stellen weitere Stühle dazu.
„Wir haben dieses Mal richtig viele Artikel“, sagt Sarah Kloker, Auktionatorin und Mitarbeiterin des Bürgerservice, den Besuchern. Bevor es losgeht, stellt Kloker die Regeln klar. „Jeder, der mitsteigern möchte, erhält am Eingang eine Tafel mit Nummer. Diese bitte deutlich hochheben“, erzählt die Auktionatorin, „sonst könnten Gebote übersehen werden“.
Die runden Schilder mit den großen schwarzen Zahlen liegen auf den Tischen vor den Besuchern, die bereit sind, ihre Tafeln in die Höhe schnellen zu lassen um ein Gebot abzugeben. Dabei gilt das Prinzip „gekauft wie gesehen“. Die Männer, Frauen und Kinder sehen die Produkte erst in dem Moment, wenn sie von der Dokumentenkamera auf die große Leinwand im Sitzungssaal geworfen werden.
Ein Euro. Wer bietet mehr?
„Legen wir los“, sagt Kloker. In den nächsten zweieinhalb Stunden wechseln mehr als 100 Artikel den Besitzer. Egal ob mehrere E-Book Reader, Musikabspielgeräte oder eine Herrenjacke – alles, was in Friedrichshafen diesen Sommer liegen geblieben ist, kommt unter den Hammer. Schnäppchen gibt es viele – ob sie benötigt werden, ist eine andere Frage.
Begonnen wird grundsätzlich bei einem Euro, allerdings gibt es auch Ausnahmen. „Wenn wir Schmuck haben oder ein wertvolles Gerät, lassen wir es auch von einem Experten schätzen“, erzählt Kloker. Dann gibt es einen höheren Einstiegspreis. Wenn die 30 Euro erreicht sind, fährt die Auktionatorin in Fünf-Euro-Schritten fort. „Dadurch brauchen wir dann nicht zu lange“, sagt sie schmunzelnd.
Während auf dem Adenauerplatz die Fußgänger noch die Sonne genießen, geht es im Saal ans Eingemachte. Innerhalb von wenigen Sekunden schnellen die Preise um mehrere Ein-Euro-Schritte in die Höhe. Besonders schnell geht es, als die Mitarbeiter einen goldenen Armreif präsentieren. Der könnte interessant sein.
„Der Schätzwert liegt bei 350 Euro, deshalb steigen wir bei 150 Euro ein“, sagt Kloker. „Wie viel wiegt er denn“, fragt jemand aus dem Publikum. Der Mann steht auf und geht mit seiner kleinen Taschenwaage nach vorne. „17,6 Gramm“ – und sofort geht es los. Bei diesem hohem Betrag steigen schnell viele aus. Nur zwei Herren heben konstant ihre Bieterschilder hoch und lassen die Auktionatorin nach oben zählen. Bei 255 Euro gibt die Nummer 19 auf. Nummer 18 erhält den Zuschlag.
Neben dem Armreif wechseln auch ein fast neues iPhone, ein Blutdruckmessgerät und sogar ein Ehering den Besitzer. Julia Weger hat für ihren Neffen einen Spielbagger ersteigert. „Der wird jetzt zum Ersatzwagen bei der Oma“, sagt sie. Der elfjährige Florian Traussnig und seine Mutter bieten ebenfalls fleißig mit. Für einen Euro ersteigert er einen Plakatständer. „Den kann ich sicher mal für eine Präsentation in der Schule verwenden“, meint er.
Das Lager der Stadt lichtet sich langsam. Nicht jeder Schnäppchenjagd hat heute Beute gemacht. Mal sehen was Friedrichshafen im kommenden Jahr verliert.
Welche skurrilen Fundsachen die Auktionatorin schon versteigert hat, sehen Sie im Video unter www.schwaebische.de/versteigerung