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Jeder Tag ist ein Tag der offenen Moschee

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Friedrichshafen / ler - Am Freitag ist in Friedrichshafen zum 13. Mal der Tag der offenen Moschee begangen worden. Einige Neugierige sind zu den Führungen erschienen und lassen sich in Kurzform erklären, wie der Islam hier funktioniert.

Doch direkt die zweite Frage in der abschließenden offenen Runde lässt darauf schließen, dass die Annäherung der Kulturen noch nicht für jeden Häfler gelungen ist. „Ihr glaubt doch auch an einen barmherzigen Gott. Wieso gibt es dann noch diese Auspeitschungen und Steinigungen?“, wurde etwa gefragt. Selin Coban, Tochter der Dialogbeauftragten der Mehmet-Akif-Gemeinde und Zuständige für die Jugendarbeit vor Ort, stimmen solche Fragen traurig. „Es ist schade, dass oft nur auf den Islam geschaut wird, wenn etwas Negatives passiert.“, meint sie und dass sie solche Fragen in letzter Zeit vermehrt gestellt bekämen, seit die Terrororganisation IS täglich in den Medien zu sehen ist.

Zu ihr wünscht sich ein weiterer Besucher eine Stellungnahme. Emel Coban, die Dialogbeauftragte, möchte eigentlich gar keine abgeben. „Es ist nicht in Ordnung, dass wir mit denen über einen Kamm geschoren werden“, meint sie und dass es doch vollkommen klar sei, dass die hiesige muslimische Gemeinde keine extremen und gewaltbereiten Strömungen unterstütze.

Freizeit sinnvoll gestalten

Seit mehr als 50 Jahren gibt es in Friedrichshafen eine Gemeinde, die sich dem Islam zugehörig fühlt. Zu ihr zählen aktuell rund 4000 Türken und 2000 Mitglieder anderer Nationalitäten. Gemeinsam stehen sie für eine gewaltfreie Gesellschaft ein und kümmern sich ehrenamtlich darum, ihren Nachwuchs auf den rechten Weg zu bringen. Teil der ehrenamtlich geleisteten Jugendarbeit ist beispielsweise auch eine Hausaufgabenbetreuung. Selin Coban hilft dabei oder organisiert Freizeitangebote. Sie arbeite mit Kollegen daran, dass die Jugendlichen sich an Wochenenden mehr in der Moschee aufhalten statt in irgendwelchen „Kneipen rumzuhängen“, wie es Selin ausdrückt. Auch mit der Häfler Kriminalpolizei arbeiten sie zusammen. So können straffällige Jugendliche ihre Sozialstunden in der Moschee ableisten und dabei gleichzeitig etwas lernen. Hier in der Moschee sollen junge Menschen zu „guten Menschen“ erzogen werden, die sich bilden und alle an einem Strang ziehen.

„Wirklich bewegen können wir aber nur etwas, wenn Sie als Häfler uns den Rücken stärken“, wendet sich Coban an die Anwesenden. Sie betont, dass die Moschee jeder Zeit für Besucher und Neugierige offen stehe, nicht nur am offiziellen „Tag der Offenen Moschee“. Dass es sehr unangenehm sei, wenn man vorurteilshaft in einer Schublade landet und nicht individuell behandelt wird, sollte jeder Deutsche wissen, der im Ausland schon einmal als Nazi bezeichnet wurde, merkt eine der Umstehenden an. Coban wünscht sich, dass sich mehr Leute ihre eigene Meinung bilden.

Und vielleicht schaut ja tatsächlich auch mal Oberbürgermeister Andreas Brand dort vorbei, denn diesen hätten sie bisher trotz Einladung bei all ihren Veranstaltungen vermisst, erklärt Coban.


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