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Maucher verlagert Produktion nach Unterteuringen

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Friedrichshafen / sz - Der Weg für die Firma Maucher Formenbau GmbH & Co. KG von Friedrichshafen nach Oberteuringen ist geebnet. Eine verbreiterte frisch geteerte Straße und eine ganz neue Rotach-Brücke führen an der Kläranlage vorbei ins Gewerbegebiet Elzenbach in Unterteuringen. Die neue Zufahrt ist Voraussetzung für den Bau einer Produktionshalle mit Bürotrakt. Gebaut wird sie von der Friedrichshafener Firma Steurer, der das Gelände an der Rotach in Unterteuringen gehört. Bereits im Frühjahr 2015 will Maucher einziehen und 50 Arbeitsplätze von Friedrichshafen hierher verlagern.

Für Oberteuringen ist das ein „Riesending“, wie Franz Keller (CDU) im Gemeinderat sagte. In der mit Gewerbe nicht so reich gesegneten Gemeinde freut man sich über die Arbeitsplätze, die Gewerbesteuer und die Aussicht, dass sich das Gewerbegebiet in Unterteuringen wieder positiv entwickelt.

Friedrichshafen dagegen kann den Verlust der Maucher-Produktion offenbar ganz gut verschmerzen. Firmeninhaber Peter Strittmatter benutzt ausgesprochen unfreundliche Worte, wenn er darauf zu sprechen kommt. Lange habe er in der Zeppelinstadt vergeblich nach Erweiterungsmöglichkeiten gesucht und sei zu der Erkenntnis gekommen: „Der Mittelstand wird hier geblockt, verheizt und vertrieben.“ Ein Trauerspiel sei es gewesen. Doch das ist für ihn abgehakt. „In Oberteuringen freut man sich auf uns. Da hat man sich für uns ins Zeug gelegt, da stehen Bürgermeister und Gemeinderat dahinter“, sagt Strittmatter.

Umsatz 2014: 21 Millionen Euro

Maucher gehört nach Angaben von Strittmatter zu den Pionieren der modernen Kunststofftechnik. Zu den Kunden zählen nahezu alle großen Fahrzeughersteller, angefangen von Audi über Daimler bis hin zu Rolls Royce. „Im Luxussegment sind wir in jedem Fahrzeug drin“, sagt Strittmatter. Etwa ein Viertel des Umsatzes macht Maucher mit Nullserien- und Prototypenbau. Dieser Bereich bleibe zusammen mit dem Werkzeugbau im Hauptsitz in Friedrichshafen angesiedelt. Die Produktion wandert dagegen komplett nach Unterteuringen. Den Standort in der Gutenbergstraße gibt Maucher schon nächstes Jahr auf. Auf dem Gelände neben Marktkauf wird sich ein Aldi-Markt ansiedeln. Den Standort Am Rohrbach will Maucher in zwei Jahren auflösen.

„Mit dem neuen Standort in Unterteuringen wollen wir weiter wachsen“, sagt Strittmatter. Mit den rund 100 Mitarbeitern habe Maucher 2013 einen Umsatz von etwa 17 Millionen Euro gemacht. „Dieses Jahr peilen wir 21 Millionen Euro an, und wenn unsere Prognosen eintreffen, steigern wir uns 2015/2016 um weitere 20 Prozent“, sagt der Inhaber. Leichtbau sei im Fahrzeugbereich gefragter denn je, wobei es nicht immer Carbon sein müsse. Es gehe auch günstiger.

Kompetenz im Kunststoffformenbau hat Maucher bereits 1994 mit der Karosserie für den Hotzenblitz bewiesen. Diese wurde hier in Friedrichshafen entwickelt. Strittmatter bekommt leuchtende Augen, wenn er von diesem Elektroauto spricht. Bis zum Verkaufsstart des BMW i3 im November 2013 war der Hotzenblitz das erste und einzige Elektrofahrzeug, das in Deutschland entwickelt, in Serie produziert und an Kunden verkauft wurde. Heute genießt der Stadtwagen Kultstatus und erreicht mit modernen Akkus eine Reichweite von 350 km mit einer Ladung. Allzu gerne würde sich Strittmatter mit der Weiterentwicklung dieses Projektes beschäftigen. Ideen, wie man den Hotzenblitz wieder zum Laufen bringen könnte, hätte er jedenfalls genug.

Jetzt gelte es, den Umzug vorzubereiten. „Alles muss Hand in Hand gehen. Einen Produktionsstopp können wir uns nicht leisten“, sagt Strittmatter. Ingesamt rechnet Strittmatter mit Investionen in Höhe von zwei Millionen Euro, unter anderem in neue Anlagen und Maschinen. Die Halle selbst wird von Steurer gebaut und finanziert. Sie misst 80 mal 60 Meter, ist 9,8 Meter hoch und besitzt ein um zehn Grad geneigtes Dach. Der angefügte Verwaltungsbau ist zehn mal 40,33 Meter groß. Bei dem Bau handelt es sich um eine Stahlbinderkonstruktion in Sandwichbauweise. Die Bodenplatte soll im Januar liegen. Der Aufbau der Halle gehe dann ruckzuck.

Neue Brücke und Straße fertig

Bereits 2012 hat der Gemeinderat dem Bau der Rotach-Brücke an der Kläranlage und der Verbreiterung der Zufahrt Grünbergstraße auf 6,5 Meter zugestimmt. Beides ist mittlerweile fertig. Die Kosten für Brückenbau und Straße (150 000 Euro) haben sich Steurer und die Gemeinde geteilt. Sobald die neue Zufahrt fertig ist, wird die alte zugemacht und nur noch für Anwohner und landwirtschaftliche Fahrzeuge befahrbar sein. Bedenken, dass die Aus- und Einfahrt auf die Kreisstraße K 7735 allzu gefährlich sein könnte, wurden im Gemeinderat geäußert. Ein Tempolimit auf 70 km/h wäre angebracht, so der Tenor im Gremium.


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