Friedrichshafen / sz - Der Landkreis Bodenseekreis hat derzeit 135 Männer und Frauen, die Tagespflegeplätze anbieten. Nach Worten von Simone Schilling, Leiterin des Jugendamtes des Kreises, wird die Nachfrage nach Tagespflegeplätzen weiter steigen. Entsprechende Qualifizierung sei notwendig, hat’s am Mittwoch in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses geheißen.
In Sachen Tagespflege „sind wir im Bodenseekreis auf einem guten Weg“, sagte Landrat Lothar Wölfle. Allerdings sei der Kreis bei Weitem noch nicht am Ziel. Sind die Städte und Gemeinden im Kreis für die stationären Einrichtungen wie Kindergärten oder Kindertagesstätten zuständig, ist der Kreis für die Tagespflege zuständig. Und dazu gehört auch die Qualifizierung der Bürger, die sich in der Tagespflege von Kindern engagieren. Bislang hat der Kreis diese Aufgabe vorläufig an den Verein Tagesmütternetz übertragen. Weil sich die „Delegation der Tagespflegequalifizierung Bodenseekreis als erfolgreich erwiesen hat“, so der Kreischef in der Sitzung, wird der Verein diese Aufgabe endgültig übernehmen. Mit gegenseitiger vertraglicher Kündigungsklausel, wie der Ausschuss auch entschieden hat.
Der Verein übernimmt die Qualifizierung nicht umsonst. Der Kreis steuert deshalb einen Zuschussbetrag von 55 000 Euro im Jahr bei. Allerdings fördert auch das Land die Qualifizierung der Tagespflege. Zwischen 2012 und 2014 hat der Bodenseekreis insgesamt 123 000 Euro vom Land erhalten. Da von den angehenden Tagesmüttern und Tagesvätern (nach Worten von Jugendamtsleiterin Simone Schilling sind es derzeit leider nur drei männliche Tagesväter) aber auch Kursgebühren bezahlt werden müssen, sind die Ausgaben des Kreises weitgehend gegenfinanziert.
Da die Städte und Gemeinden im Bodenseekreis die Kindertagesstätten sehr stark ausgebaut haben, werden die Tagesmütter mehr und mehr in die Randzeiten gedrängt. Konkret: Wenn der Kindergarten oder die Kita zu machen oder zeitweise geschlossen haben, muss die Tagesmutter ran. Diese Beobachtung jedenfalls macht die Jugendamtsleiterin. Das Problem: „Nur von der Betreuung in den Randzeiten kann niemand leben.“ Deshalb seien von den 135 möglichen Tagespflegeplätzen im Bodenseekreis derzeit nur etwas mehr als 100 besetzt. Im übrigen gebe es bei der Tagespflege große personelle Fluktuation: „20 gehen und 27 kommen“, verdeutlichte Simone Schilling die Lage. trotzdem, „die Nachfrage wird weiter steigen“, glaubt die Jugendamtschefin des Kreises.
Die Qualifizierung umfasst 160 Unterrichtseinheiten. Pro Jahr ist eine praxisbegleitende Fortbildung Pflicht. Jährlich schließen im Bodenseekreis zwei Kurse mit rund 20 neu qualifizierten Tagesmüttern ab.