Friedrichshafen / sz - Der Bürgerprotest im Windhag, wo auf einem rund 8500 Quadratmeter großen Grundstück die Unternehmensgruppe Prisma mehr oder weniger verdichteten Wohnungsbau realisieren will, wird immer lauter. In einem Schreiben an Baubürgermeister Stefan Köhler beschwert sich die „Intitiative Apfelbaumfeld“, dass sie von Stadtverwaltung wie Bauträger nicht entsprechend über den Verfahrensgang informiert werde. Die Bürger fühlen sich übergangen. Prisma-Geschäftsführer Stefan Nachbaur wie der Häfler Baubürgermeister weisen die Vorwürfe zurück.
Das jüngste Protestschreiben kritisiert einen „unguten Verfahrensgang“. Der jüngste Beweis für den Versuch, die Bürgerinitiative aus dem Verfahren herauszuhalten und vor vollendete Tatsachen zu stellen, zeige sich in der Terminierung der Sitzung des Technischen Ausschusses am 30. September und des Gemeinderats am 13. Oktober, heißt es in dem Schreiben. Im nichtöffentlichen Teil der TA-Sitzung stand das Thema Bebauung in Windhag auf der Tagesordnung. Die Initiative Apfelbaumfeld sei zur Sitzung weder eingeladen, noch sei man informiert worden, lautet der Vorwurf. „Es stellt sich die Frage, was vor der Bürgerinitiative geheim gehalten werden soll“, fragen sich Konrad Aue, Ulrich Bernhard, Jochen Bertsch, Jan von der Decken, Karl-Otto Gerlach, Herbert Krais, und Klaus-Dieter Rembach nun in ihrem Schreiben an den Baubürgermeister.
Bessere Bürgerbeteiligung? Mehr Information? Stefan Köhler verweist einmal darauf, dass es zum einen viele Gespräche mit der Initiative gegeben habe, andererseits habe ein offizielles Verfahren noch gar nicht begonnen. Auch Prisma-Geschäftsführer Stefan Nachbaur relativiert die Vorwürfe. Er verweist im SZ-Gespräch auf das Stichwort Bürgerbeteiligung und Workshopverfahren. Und mit Blick auf die TA-Sitzung: Er habe in der nur darüber informiert, was Stand der Dinge sei. Er habe die bei der Initiative best bekannte Projektstudie, „die als Diskussionsgrundlage für das weitere Vorgehen dienen soll“, vorgestellt. Nicht mehr und nicht weniger.
Nachbaur erhofft sich nun vom Gespräch am kommenden Montag im Technischen Rathaus neue Erkenntnisse. Bürgermeister Stefan Köhler habe dazu die Bürgerinitiative genauso geladen, wie er selbst seine Position werde vertreten können. „Es geht um ein Austauschgespräch, in dem die Stadt, die Bürgerinitiative und Prisma nun das weitere Vorgehen besprechen wollen.“ Ziel von Prisma sei, so Nachbaur, letztendlich einen Architekturwettbewerb in Gang zu setzen, über eine Jury ein Ergebnis zu bekommen. Erst dann werde ein baurechtliches Verfahren eingeleitet. Der Prisma-Chef Friedrichshafen spricht von einem „vorhabenbezogenen Bebauungsplan“.
Zu viele Baukörper, zu hoch, zu dicht, zu massiv, Verkehrs- und Parkplatzprobleme nicht gelöst: Diese kritische Rückmeldungen gibt es zu den Plänen, auf der Apfelwiese im Windhag 80 bis 120 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern zu bauen. Artikuliert werden sie über die Initiative Apfelbaumfeld, zu der sich etwa 100 Anwohner in einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) zusammengeschlossen haben. Auch im Schreiben an den Häfler Baubürgermeister verweist die Initiative allerdings darauf, „dass wir einer moderaten Wohnbebauung bei Einhaltung vernünftiger Rahmenbedingungen nicht im Wege stehen.“