Friedrichshafen / sz - Der Kulturraum „Casino“ im Fallenbrunnen 17 ist offiziell eröffnet. Damit ist ein neuer Raum für Kulturinteressierte und für Kulturschaffende entstanden, der sich vor allem dem sogenannten niederschwelligen Angebot widmen soll. Nicht nur Profis, sondern auch Anfänger finden hier eine Bühne..
„Es ist offen für jede Art kulturellen Wirkens“, sagt Claus-Michael Haydt, zusammen mit Frank Przybilla Geschäftsführer der Kulturhaus Caserne GmbH, in seiner Eröffnungsansprache und bedankt sich für die Unterstützung seitens der Stadt Friedrichshafen, die während der Umbauphase „immer schnell und unkompliziert unterstützt hat.“
Auch finanzielle Unterstützung verspricht Oberbürgermeister Andreas Brand dem Kulturraum, der künftig für „niedrigschwellige Kulturinitiativen aus der Bevölkerung offen stehen soll.“
Das jüngste Kind – das jetzige Casino – sei ein Teil des Ensembles, so der Oberbürgermeister. Sinn mache es die Angebote des Kulturvereins, der Zeppelin Universität (ZU) und der Dualen Hochschule Banden Württembergs (DHBW) zu koordinieren, damit der Fallenbrunnen auch ins mentale Zentrum der Stadt und ihrer Bürger rücke.
Dass über die Angebote auch weiterhin mit Plakatwerbung informiert werden dürfte, stellte Andreas Brand nicht infrage. „Bei der Diskussion um das Plakatierungsverbot setzt sich die Stadt zur Zeit zwar mit einem Plakatierungsplan auseinander“, erklärte er, „aber Vereine können die Litfaßsäulen kostenlos nutzen“, garantierte Brand.
Er sei überzeugt davon, dass sich ein vernünftiger Weg finden lasse, der über Veranstaltungen, die im „Zeitalter moderner Medien wie Facebook und Co. weiterhin auf Plakatwerbung nicht verzichten können“, zu finden sei. Es gehe lediglich darum, die Dominanz der jetzigen Plakatierungen in überschaubare Bahnen zu leiten.
Dass Kleinkunst ganz groß sein kann, hat der Eröffnungsabend bewiesen. Nach den Begrüßungsreden, in denen sowohl von Seiten des Kulturhaus Caserne als auch von städtischer Seite über die Entstehungsgeschichte der Einrichtungen im Fallenbrunnen 17 berichtet wurde, begann das Programm.
Und das zeigte, wie das Casino künftig genutzt werden kann. Unterschiedliche Akteure aus unterschiedlichsten Genres gestalteten den Eröffnungsabend. Den Auftakt machte „Talking Guitar“ von und mit Friederike und Thomas Lutz. Ein Beispiel dafür, wie Lyrik und Musik sich ergänzen, bereichern oder sich provokant gegenüber stehen. Zwei Stimmen stehen auf der Bühne – die Gitarre, gespielt von Thomas Lutz, die untermalt, das gesprochene Wort umspielt. Und die der Lyrik, rezitiert von Friederike Lutz.
Das Maskenspiel des Theaterwerk Bodensees entführt in die Fantasiewelt. Wasser und Feuer begegnen sich auf der Bühne. Monotones, fast meditatives Rauschen trifft auf das ungezügelte, ungeduldige Feuer. Ein Tanz der Elemente.
Provokant und fast grotesk mutete der Beitrag der ZU-Studenten an. Eine Performance im Publikum, eine freie Interpretation des Brechtschen Gedichtes „Gegen Verführung“. Es war ein Spiel aus Licht und Schatten, bei denen die Mitglieder der Theatermachenden Gemeinschaft der ZU direkten Kontakt zum Publikum suchten und Zuschauer sowohl in die Rolle der Voyeuristen als auch der Akteurs zwangen. Die Studenten zeigten eine spannende, wenn auch manchmal durch die Gewalt der Worte und der Darstellung angsteinflößende Darbietung.
„Die offene Bühne soll jetzt regelmäßig stattfinden“, sagt Claus-Michael Haydt, die Gelegenheit wurde am Dienstagabend schon mal ausgiebig genutzt. Die Letzten sind erst weit nach Mitternacht gegangen.