Friedrichshafen / sz - Jörg Frey, Chef des Häfler Polizeireviers, hat am Montag den Sicherheitsbericht für Friedrichshafen vorgestellt. Im Verwaltungs- und Finanzausschuss zeigte er Schwerpunkte der polizeilichen Arbeit in Friedrichshafen auf.
Dabei kommt Friedrichshafen nicht schlecht weg. Mit 65,4 Prozent Aufklärungsquote in der Stadt und 65,7 Prozent in Tettnang – das noch zum Häfler Revier dazugehört – besetzt dieses Revier die höchste Quote in diesem Bereich und liegt bei einem Landesdurchschnitt von 58 Prozent deutlich darüber. Ob das ein Garant für die Sicherheit sei, stellte Frey mit einer anderen Entwicklung in Frage.
So sind die Zahlen der Wohnungseinbrüche dramatisch angestiegen. waren es 2012 noch 148 Einbrüche im Bodenseekreis, stieg die Zahl 2013 auf 222 an. In der Zeit bis zum 17. September 2013 waren es allein in Friedrichshafen 25 Einbrüche. 2014 liegt diese Zahl bereits rund 40 Prozent höher.
„Wir sind verstärkt mit Zivil- und uniformierten Streifen in Wohngebieten unterwegs und kontrollieren bei Häusern, deren Fenster offen stehen, auch schon mal, ob jemand zuhause ist“, erzählt der Polizeichef. Sollte dies nicht der Fall sein, klärt die Polizei über Schutzmaßnahmen gegen Wohnungseinbrüche auf. Auch die soziale Kontrolle in den Wohngebieten dürfe nicht unterschätzt werden. Bei Auffälligkeiten sei es immer besser, sich vorsichtshalber sofort bei der Polizei zu melden, als dies vielleicht erst Tage später zu tun.
Ermittlungsschwerpunkt
Als besonderen Vorteil für die Aufklärung sieht Frey die Einrichtung einer gemeinsamen Spurensicherung in dem recht großen Gebiet des Polizeipräsidiums. Dadurch könnten Spuren verglichen werden und weit effektiver Zusammenhänge zwischen Einbrüchen in verschiedenen Gebieten festgestellt werden.
Die Wohnungseinbrüche und deren Bekämpfung bilden einen Schwerpunkt in der Ermittlungsarbeit der Polizei, die in Friedrichshafen ihre Sollstärke von 140 Beamten auf sechs Polizeiposten noch nicht erreicht hat. „Da liegen wir bei rund 80 Prozent“, sagt Jörg Frey.
Aktuell wird das Thema Wohnungseinbruch vor allem in der jetzt anbrechenden dunklen Jahreszeit. Frey spricht da von einem vermehrten Fahndungs- und Kontrolldruck.
Er rät den Bürgern aber auch, selbst die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle zu besuchen. Dort gäbe es in der Regel immer wertvolle Hinweise und Tipps, wie man sich schützen könne und mit welch einfachen Mitteln Einbrüche verhindert werden könnten.
Ein anderes Feld der Polizeiarbeit sei bei der Rauschgift- und Drogenkriminalität zu sehen. Hier müsse man Erwerb und Besitz deutlich von Handel unterscheiden, der in Friedrichshafen weit weniger in Erscheinung trete. Auch würden Heroin und Kokain kaum eine Rolle spielen, während Haschisch, Amphetamine und andere synthetische Drogen mehr ins Gewicht fallen würden.
Die Zahlen der Rauschgiftkriminalität gäben aber in der Regel kein Bild der Szene wieder, sondern würden sich nach der Häufigkeit der Kontrollen richten. „Wenn wir morgen die Kontrollen verdoppeln würden“, sagt Frey, „so würden sich auch die Fallzahlen deutlich erhöhen.“
Während Jörg Frey eine offene Szene Rechtsextremer nicht mehr sieht und auch eine Rockerszene in Friedrichshafen nicht feststellt, da in beiden Fällen Prozesse noch laufen oder die Leitfiguren noch in Haft sitzen, seien die „Ideen aber noch in den Köpfen vorhanden“, die Polizei werde aufmerksam bleiben. „Rockergruppen sind keine Pfadfindervereine und hinter verschlossenen Türen existiert auch noch rechtsextremes Gedankengut“, stellte Jörg Frey fest.
Brennpunkte gibt es laut Jörg Frey in der Stadt keine, mit verschiedenen Projekten aber würden Polizei und die Orts- und Kreispolizeibehörde in der Stadtverwaltung eng zusammenarbeiten. Hans-Jörg Schraitle, Leiter des Amtes für Bürgerservice; Sicherheit und Umnwelt (BSU) lobte diese Zusammenarbeit, die in problemlosen Abläufen von Großveranstaltungen immer wieder zutage trete. Sowohl Jörg Frey als auch Hans-Jörg Schraitle betrachten die Entwicklung in der Anton-Sommer-Straße mit gemischten Gefühlen. Zum einen würden durch die Altersbeschränkungen in dem neuen Club dort keine Minderjährigen mehr auftreten, zum anderen müsse man sich Gedanken machen, was die 16- bis 18-Jährigen jetzt unternehmen könnten.
Angebote schaffen
Seitens des Ausschusses wurde dieser Punkt aufgegriffen. Was passiere mit den Jugendlichen, wollte Dieter Stauber (SPD) wissen. Auch seine Fraktionskollegin Christine Heimpel fragte nach Ausweichorten. Die Anregung, in Zusammenarbeit mit der sich wieder bildenden Jugendbeteiligung in der Stadt und verschiedenen Trägern Angebote zu schaffen, stieß bei den Fraktionen auf Zustimmung und auch Oberbürgermeister Andreas Brand formulierte das als ein wichtiges Handlungsfeld.