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Tag des offenen Denkmals: Farbe bekennen und sich erinnern

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Friedrichshafen / sz - Der Denkmaltag hat an diesem Wochenende das Motto „Farbe“ gehabt. Beinahe alle haben sich daran gehalten. Fast fallen sie an diesem Tag auf, die akkurat gekleideten Herren im schwarzen Anzug: Erster Bügermeister Stefan Köhler und Filialdirektor der Sparkasse Bodensee Michael Wagenknecht. Schließlich lautet das Motto des Denkmaltages diesmal „Farbe“ und die meisten tragen zur Feier des Tages tatsächlich auch etwas Buntes.

„Vielleicht ist ja jemand unter Ihnen, der mir etwas über André Ficus erzählen kann, das ich noch nicht weiß“, erhofft sich Jürgen Oellers, Stadtarchivar der Stadt Friedrichshafen, von den Neugierigen, die am Sonntagvormittag ins Rathauscafé gekommen sind, mit einem Blick in die Runde, in der einige sitzen, die den Maler miterlebt haben könnten.

Ob persönlich bekannt oder nicht, es steht für alle fest: der eigentlich gebürtige Berliner war einer „von hier“. Mit 27 kam er nach Friedrichshafen. Dort entstanden dann seine einzigen bekannten Wandgemälde als Auftragsarbeit der Stadt Friedrichshafen. Lange wurden fünf der sieben Wandbilder durch eine Trennwand sozusagen in der Abstellkammer versteckt.

Seit Kurzem ist das anders: die neuen Pächter des Rathauscafés haben einen schönen Raum mit den restaurierten Bildern eingerichtet und, besonders wichtig: hier herrscht jetzt Rauchverbot.

Restaurator Peter Vogel erklärt: „Nikotinspuren sind irreparabel. Auch durch eine Reinigung bekommt man die nicht mehr weg.“ Auch ein Laie kann den Unterschied zwischen den Bildern erkennen, die geschützt im Nebenraum hängen, und denen aus dem ehemaligen Raucherteil des Cafés.

Auch das Schauhaus im Zeppelindorf sieht nicht mehr so aus, wie es 1914 gedacht war. Seitdem das Dorf unter Denkmalschutz steht, würden bei jedem Haus, aus dem jemand auszieht, Schritte unternommen, sich dem Ursprungszustand wieder anzunähern, was den Außenanstrich betreffe, erklärt Antje Mayer, die die Fragen der Besucher beantwortet.

Farbe ist Thema

So passt das Schauhaus prima zum Motto des Denkmaltags: anschaulich wird gezeigt, wie das eigentliche Farbschema der Häuser hier war. Außen sind die Farben wiederhergestellt, drinnen wurde die Tapete schichtweise abgetragen, um die darunterliegende ursprüngliche Kalkfarbschicht zu zeigen. Für manchen Besucher ist das eine ganz persönliche Zeitreise: Elvira Skaper etwa hat in einem der Häuser ihre Jugend verbracht. „Mein Schwiegervater hatte die Bäckerei hier. Der Friedrich Seger war das“, deutet sie in eine und mit „Und an dem Buckel dahinten hab ich Rad fahren gelernt“ in eine andere Richtung. Auch die Eheleute Kröger aus Immenstaad erkennen einiges wieder. Sie sind zwar nicht hier aufgewachsen, aber daran, wie es ohne fließendes Wasser im Bad war und ohne Waschmaschinen, daran können sich die beiden noch gut erinnern. „Und isoliert war da auch nichts. Auf dem Dachboden lag im Winter dieser feine Schneestaub“, schildern die beiden und sind sich einig, dass man heute ganz andere Ansprüche hätte. Nur das Farbschema der Häuser halten sie für absolut modern: „Unser Schwiegersohn würde das lieben“, deuten die beiden auf die weiße Fassade, an der jedes Holzteil in Grau angestrichen wurde.


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