Friedrichshafen / sz - Der Vorstand der ZU-Stiftung, Trägerin der Zeppelin Universität (ZU) in Friedrichshafen, will unabhängige Wirtschaftsprüfer mit der Analyse des kontrovers diskutierten Provisions- und Vergütungssystems der Universität beauftragen.
Von verschiedenen Seiten wurde es zuletzt als Grund für den Rückzug von ZU-Präsident Stephan A. Jansen bezeichnet. Der am Montag überraschend aus dem Amt geschiedene Jansen wird seinen Lehrauftrag als Professor an der Uni weiterhin wahrnehmen. Er will sich aber allenfalls nach Vorliegen eines Prüfungsergebnisses zu den umstrittenen Vorgängen äußern.
Die Ergebnisse der angekündigten Überprüfung des Provisionssystems, der sogenannten Retainerzahlungen, sollen laut ZU-Stiftungsvorsitzendem Werner Allgöwer bereits im Oktober vorliegen. Damit will die Universität umfangreiche Aufklärung erreichen, nachdem die Häfler Privatuniversität in den vergangenen Wochen mit heftigen Vorwürfen konfrontiert worden war.
Insider hatten der ZU unter anderem vorgeworfen, Provisionszahlungen für die Einwerbung von Forschungs- und Fördergeldern ohne Kenntnis der Förderer bezahlt zu haben. Danach seien fünf Prozent von Fördergeldern aus dem wissenschaftlichen Bereich als Provision an den Präsidenten geflossen. ZU-Präsident Jansen, der die ZU maßgeblich mit aufgebaut hat, stand im Mittelpunkt der Anschuldigungen.
Die ZU stellte das Provisionssystem am Dienstag in einem Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung als regelkonformes, übliches und seit 2003 bestehendes System von leistungsbezogenen Vergütungen dar, die stets transparent und mit Förderern der Universität besprochen worden seien. ZU-Stiftung und ZU-Geschäftsleitung sehen das System als wichtiges Werkzeug an, um Mitarbeiter für die Einwerbung von Fördermitteln zu motivieren. Immerhin finanziere sich die ZU zu 70 Prozent aus Spenden und Sponsoring.
Zu keinem Zeitpunkt habe man gegenüber den Förderern mit der Verwendung der Mittel hinter dem Berg gehalten. Angesichts der aktuellen Vorwürfe überlegt die ZU-Geschäftsführung allerdings, die Förderer der ZU künftig im Vorfeld über etwaige Provisionierungen von Mitteln zu informieren. In diesem Punkt seien in der Vergangenheit nicht immer alle Details der Förderpraxis mit den Förderern besprochen worden, so das Präsidiumsmitglied und kaufmännische Geschäftsführerin Katja Völcker: „Es gibt auch Förderer, die nicht davon wissen, weil es in der Verhandlung nicht thematisiert wurde.“
Viel Unwissen
Tatsächlich herrscht bei einigen ZU-Förderern offenbar Unwissen über die Verwendung ihrer Fördergelder vor. So teilte ein Sprecher des Airbuskonzerns am Dienstag mit, dass Fördermittel des Unternehmens ausschließlich für das Institut für Innovationsmanagement zu verwenden seien. „Hinweise auf eine anderweitige Nutzung der Gelder liegen uns nicht vor. Daher können wir uns zu dem Thema nicht weiter äußern.“ Der Sozialverband Caritas schreibt Ähnliches: „In der Vereinbarung des Caritasverbandes der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit der Zeppelin Universität sind keine Hinweise auf Boni-Zahlungen oder Ähnliches enthalten.“ Außerdem teilt die Caritas mit: „Wir sind mit der Kooperation mit der ZU zufrieden und haben bislang keinen Grund zur Beschwerde“, so ein Sprecher. In ähnlicher Weise kommentierte auch die Telekom mögliche Zahlungen von Provisionen: „Wir können und wollen die interne Mittelverwendung nicht kontrollieren, wir akzeptieren die Freiheit der Lehre“, so ein Telekom-Sprecher.
Für die Geschäftsleitung der ZU sei es aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich, Details aus dem Provisions-System zu veröffentlichen. Im Gespräch mit der SZ wiesen ZU-Vizepräsident Tim Göbel und Katja Völcker darauf hin, dass Förderprojekte stets sehr verschieden und komplex seien. Daher sei ein Vergleich der Finanzströme und Provisionszahlungen ebenfalls schwierig. Grundsätzlich würden leistungsbezogene Provisionen jedoch aus Allgemeinmitteln der Universität gezahlt, nicht aus speziellen Forschungsmitteln.
Ob die Mittelvergabe an der ZU nun rechtmäßig oder unrechtmäßig war, soll jetzt das von Allgöwer angekündigte Gutachten klären. Bis dahin wird die Universität ihren Weg in den Alltag zurückfinden müssen: Die Aufgaben des ehemaligen Präsidenten Jansen werden seit Dienstag und bis zur Neubesetzung der Stelle von Interimspräsident Alfred Kieser wahrgenommen. Derweil ist das Nachfolgeverfahren um Jansens Position in vollem Gange. Bis zum Jahresende, vielleicht schon im Herbst, könnte der Name des Nachfolgers bekannt werden, hieß es zuletzt.