Friedrichshafen / sz - Damit Tim Zimmermann seinen Traum von der Formel 1 weiterträumen kann, braucht’s erstens fahrerisches Talent und zweitens finanzielle Unterstützer. Beides hat der 18-jährige Langenargener, letztere aber noch nicht genug. Um von der ADAC Formel Masters in die Formel 3 aufsteigen zu können, fehlen dem Azubi noch Sponsoren. Um die hat er beim Raceday im Dornier-Museum geworben – und sich bei denen, die er hat, bedankt. Mit jeder Menge Benzingeruch und ohrenbetäubendem Motorenlärm. Im Mercedes AMG SLS GT3 Flügeltürer, einem Ferrari 458 Speciale und im Doppelkart ging es mit Vollgas über die Rollbahn des Bodensee-Airports.
„Unglaublich. Das sind extremste Kräfte, die da wirken,“ sagte Wolfgang Mehnert, Mitarbeiter der ifm Tettnang, als er aus dem Ferrari 458 Speciale steigt. Er ist einer der vielen, die die Faszination Motorsport an diesem Abend am eigenen Leib erfahren dürfen. „Die Leute sollen einfach selbst spüren, warum ich diesen Sport so liebe“, erklärte der Langenargener. Tims Rennstall, das Team Neuhauser Cacing aus Österreich, zog dafür alle Register: Tim präsentierte sich in seinem Dienstwagen, dem ADAC-Formel-Masters-Auto, und stellt seinen Zukünftigen, einen Formel-3-Wagen, vor. So schnell es geht, will er in die Formel 3. „Wobei das ganz große Ziel natürlich die Formel 1 ist,“ wie er erklärt. Bis dahin werden mindestens einige Jahre vergehen.
„Da geht echt was“
Nach den lauten Demofahrten der Formel-Fahrzeuge, des Ferraris und des Mercedes AMG SLS GT3 Flügeltürers, der von Karl Wendlinger, dem Formel 1-Piloten, der 92/93 für Sauber an den Start ging, ging der Spaß für die 230 Gäste erst richtig los. Wer Losglück hatte, durfte im Mercedes, Ferrari oder im Doppelkart – einer Sonderanfertigung für Tim – Platz nehmen, den Helm aufsetzen „und kurz zu Gott beten“, wie Mehnert mit einem Schmunzeln sagte. Drei Runden raste er in Höchstgeschwindigkeit über das Rollfeld, danach steigt er – wie alle anderen Co-Piloten an diesem Abend – überglücklich und mit etwas weichen Knien aus dem Wagen. „Da geht echt was.“
Tims Teamkollege Mikkel Jensen, ein 19-jähriger Däne, darf an diesem Abend den Ferrari lenken. Ob er das schon mal gemacht hat? „Nein“, erklärte er. Dafür wisse er, welche Knöpfe er drücken müsse, um die Fahrsysteme auszuschalten. Na dann kann’s ja losgehen. Nach etwa zehn Taxifahrten glühen die Bremsen des Flitzers aus Maranello und der Tank ist nur noch halb voll. „Das macht so Spaß!“, freut sich der Däne. Nicht nur ihm.
Bodensee-Airport-Chef Gerold Tumulka, der speziell für diesen Anlass das Hintertürchen des Häfler Flughafens geöffnet und die Herren auf die Rollbahn gelassen hat, genießt sein Zaungast-Dasein. Seine Mitarbeiter am Boden sind im ständigen Austausch mit dem Tower. Das Zeitfenster, in dem die Fahrer den Flughafen als Rennstrecke nutzen dürfen, ist eng. Mitten im Trubel landet eine Germanwings-Maschine, eine Germania hebt ab. Die Taxifahrten gehen pausenlos weiter. Bis es schließlich dunkel wird, beziehungsweise der Motor an Tims Doppelkart ausfällt. Für den Langenargener, der seinen 18. Geburtstag in der Nacht von Freitag auf Samstag feierte, kein Grund zum Grämen. Tim Zimmermann steigt kurzerhand in den Ferrari und macht sich damit ein besonderes Geschenk. Den Traum von der Formel 1 will er defintiv weiterverfolgen, „aber jetzt steht erstmal die Formel 3 an“. Mit ausreichend Partnern an seiner Seite steht dem auch nichts mehr im Wege.
Mehr Fotos unter
www.schwaebische.de