Friedrichshafen / sz - Die Zeppelin-Universität kommt nicht zur Ruhe. Kaum haben sich die Wellen um den unfreiwilligen Abgang des Kanzlers Niels Helle-Meyer etwas gelegt, sorgt ein Zeitungsbericht für Wirbel. Der berichtet von einer angeblichen „finanziellen Schieflage“ der Uni. Die ZU und die ZU-Stiftung weisen die Vorwürfe zurück – und nennen erstmals auch öffentlich Gründe für die Kündigung von Verwaltungschef Helle-Meyer. Man reagiere damit – so die ZU – auf „fortlaufende Indiskretionen“.
Als Gerücht gibt es die Behauptung schon länger, in einem Bericht des Südkurier vom Samstag wird es „Fakt“ genannt: Die ZU soll angeblich mehr Geld ausgeben, als sie hat. Die Uni und die ZU-Stiftung, die die Universität trägt, weisen dies gegenüber der Schwäbischen Zeitung zurück. „Die Ausgaben der ZU sind natürlich im Zuge der 2010 mit der ZU-Stiftung verabschiedeten Wachstumsstrategie plangemäß gewachsen und waren zu jeder Zeit einnahmeseitig gesichert. Diese Ausgaben waren Gegenstand der mittel- und langfristigen Wirtschafts- und Liquiditätsplanung. Die angeführten ,Fehlbeträge’ werden als Grundfinanzierungsbedarf langfristig vorab geplant und jeweils im Vorjahr im Rahmen einer beim Wissenschaftsministerium abzugebenden Wirtschaftsplanung in der ZU-Stiftung beschlossen“, schreibt ZU-Vizepräsident Tim Göbel nach einer SZ-Anfrage.
Zugleich wird in der schriftlichen Erklärung Stefan Sommer zitiert, Vorstandsvorsitzender der ZF, einer der Hauptförderer der ZU: „Wir können versichern, dass es entgegen der Darstellung von interessierter Seite keine ,finanzielle Schieflage’ gibt.“
Zugleich widerspricht ZU-Stiftungsvorstand Werner Allgöwer vehement der Behauptung, die ZU-Stiftung habe ZU-Geschäftsführern Stephan A. Jansen und Katja Völcker das Vertrauen entzogen. Der ehemalige Telekom-Vorstand Thomas Sattelberger, bis Februar 2014 Chef der ZU-Stiftung, wird mit den Worten zitiert: „Zu keiner Zeit in meiner gesamten Amtszeit habe ich der Geschäftsführung das Vertrauen entzogen! Das ist nichts als ein böses Gerücht.“
„Nicht alle Spenden abgerufen“
Falsch sei auch die Feststellung, die ZU sei im Dezember 2013 zahlungsunfähig gewesen. „Im Gegenteil: Zum Jahresende 2013 wurden von der ZU gar nicht alle in der ZU-Stiftung für die Universität vereinnahmten Spenden abgerufen, weil das Ergebnis sich besser als geplant darstellte. Im Übrigen wird unser Jahresabschluss von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft und testiert, und auch dort wurde bestätigt, dass die ZU zu jedem Zeitpunkt zahlungsfähig war.“
Es gibt laut Göbel – anders als dargestellt – auch keinen Zusammenhang zwischen der Abberufung des Kanzlers Nils Helle-Meyer und dessen Versuch, über Einsparungen Finanzprobleme in den Griff zu bekommen. Kosteneinsparungen seien im „originären Interesse des Gesellschafters“. Statt dessen werden erstmals Gründe für das Ende der Kanzlerschaft Helle-Meyers an der ZU genannt.
Der Vorstandsvorsitzende der ZU-Stiftung, Werner Allgöwer, schreibt: „In der kaufmännischen Zusammenarbeit mit der Stiftung bezüglich verlässlicher Wirtschafts- und Liquiditätsplanungen, unzureichend und fehlerhaft vorbereitete Gesellschafterversammlung, konkrete – über eine, durch den Stiftungsvorstand eingeleitete, externe Prozessberatung analysierte – Prozessthematiken in den Kanzler-Bereichen sowie Kommunikationsprobleme mit einem der Hauptförderer haben mir keine andere Wahl gelassen, als uns im Sinne der Zukunftssicherung der Universität direkt vom Kanzler zu trennen.“ So sei beispielsweise einmal durch einen sehr späten Liquiditätsabruf des Kanzlers von den in der ZU-Stiftung vorhandenen Mitteln die fristgerechte Gehaltszahlung gefährdet gewesen.
Niels Helle-Meyer wollte sich auf Anfrage der SZ nicht zu möglichen Finanzproblemen an der Uni in seiner Amtszeit äußern. Er bestätigte aber, dass er weiterhin an seinen Arbeitsplatz zurückkehren und dies möglicherweise auch juristisch durchsetzen will. Gründe für seine Entlassung habe man ihm gegenüber entgegen der Darstellung der ZU-Stiftung bis dato nicht genannt.