Friedrichshafen / ded - Es gibt ihn noch, den Nachwuchs im Verein. Einer, der zwar nicht spielt, dafür aber trainieren lässt, Spiele leitet und Turniere organisiert. Vanessa Schrandt vom TSV Fischbach ist die 16-jährige Tochter des Fußball-Abteilungsleiters Jürgen Schrandt, die begeisterte Trainerin, Schiedsrichterin und Organisatorin wurde laut eigener Aussage jedoch nicht zu diesen Aufgaben „verdonnert“. Im Gespräch mit SZ-Mitarbeiter Jochen Dedeleit äußert sich Vanessa über den spielenden Nachwuchs im Verein und die Freude, den dieser bereiten kann. Aber auch über die Schwierigkeiten, die es zu überwinden gilt.
Vanessa, wie waren für Dich die Spiele bei der Fußball-WM?
Gut. Aber mehrere Entscheidungen waren doch fragwürdig. Die Schiedsrichter sind doch einem großen Druck ausgesetzt. Allerdings ist es schon etwas anderes, wenn man mehrere Wiederholungen aus verschiedenen Perspektiven betrachtet.
Deiner Antwort ist zu entnehmen, dass Du die Spiele eher als Schiedsrichterin siehst?
Ja, die meisten schon. Manchmal sehe ich das nicht, was die Männer in Schwarz sehen. Aber das sind auch nicht die schlechtesten, und die machen das länger als zwei Jahre.
Bei den Deutschland-Spielen schaust Du aber auch auf andere Dinge?
(lacht) ... sicher, etwa auf einzelnen Spieler wie Götze oder Müller. Und den einen oder anderen hätte ich früher eingewechselt. Bei meinen Bambini schaue ich auch, dass jeder einmal drankommt.
Was sagst Du zur Organisation der WM?
Die Spiele mögen schon gut organisiert gewesen sein. Aber was sich dahinter abgespielt hat, darauf konnten die Brasilianer weniger stolz sein. Der ärmeren Bevölkerung wurden die Häuser genommen, um Stadien und alles, was damit in Verbindung steht, hinzustellen. Das waren die Schattenseiten.
Die Kids in Brasilien, die des Öfteren im Bild der verschiedenen TV-Sender zu sehen waren, dürften Dich aber begeistert haben...
Ja natürlich. Wir, mein Vater, Sören Petzold und ich, haben für unsere E-Junioren ein Projekt mit dem Namen „Projekt 2024“ ins Leben gerufen. Ein paar unserer Aktiven zeigen den Kids ab der Saison 2014/2015 ihre Tricks, es gibt ein spezielles Trainingsshirt und eine Trainingshose – auch für die, die sich das nicht leisten können. Ich habe mir das schon länger überlegt, aber auch junge Leute können etwas bewegen. Auch, oder eben weil die Älteren nicht mehr können oder wollen. Und ich mache es gerne!
Auch wenn Deine Freundinnen beim Baden sind?
Natürlich gibt es die Tage, an denen du lieber zum Baden gehen würdest. Aber du weißt, dass die Kinder auf dich warten. Und die Eltern verlassen sich darauf. Dass das Projekt 2024 etwas Längerfristiges ist, davor habe ich keine Angst. Aber natürlich weiß auch niemand, was in sechs oder zehn Jahren ist.
Wie haben die Älteren reagiert, als Du plötzlich zu ihnen gestoßen bist?
Ich habe mir bei einem Fest gedacht, dass es Musik gibt, ein Festzelt und dergleichen. Aber was gibt es für die Kinder? Da habe ich meine Hilfe angeboten, die meisten waren begeistert. Der Käfigkick ist eine tolle Sache.
Du bist auf die andere Generation zugegangen?
Ja, sie haben mir mit ihren Erfahrungen geholfen. Wie mein Vater bei den Getränkebestellungen, weil ich so etwas noch nicht einschätzen kann. Ich habe Respekt vor den Älteren, weil sie schon viel für den Verein geleistet haben.
Bist Du bei jedem mit offenen Armen empfangen worden?
Ich hatte das Gefühl, dass welche etwas eingeschnappt waren. Ich habe den einen oder anderen nicht gefragt, weil sie es sind, die immer soviel machen. Aber die haben das wohl falsch verstanden. Es gibt eben Dinge, die kannst du nie recht machen. Egal, wie du es anstellst.
Was ist als Trainerin das Schwierigste?
Auch es allen recht zu machen. Bei den Bambini spielen Sechsjährige schon recht gut Fußball, die Vierjährigen rennen halt dem Ball hinterher. Du darfst den einen nicht über-, den anderen nicht unterfordern. Am Spieltag musst du allen Kids gerecht werden. Wobei die älteren auf die jüngeren schauen und in die Aufstellung reinreden wollen.
Das wird oft auch vielen Eltern nachgesagt ...
Die sind bei uns richtig stark. Aber ich habe es bei anderen Teams erlebt, wie die drauf sein können. Und auch den Schiedsrichter angreifen. Und das kann es nicht sein.
Hast Du dich schon solcher verbaler Angriffe erwehren müssen?
Noch nicht. Aber bei uns stehen ja Co-Trainer oder Eltern an der Seite, die die Fahne heben. Und auf die musst du dich verlassen können.
Was macht Ihr im Verein, um die Jugendlichen zu halten? 170 sind eine stolze Zahl.
Ein großer Vorteil ist, dass wir sämtliche Teams im Spielbetrieb haben. Die Jugendlichen können also von Anfang an bis zur A-Jugend bei uns bleiben. Bambini haben wir etwa 30, bei anderen Teams kommen oftmals sieben zu einem Spieltag, die haben somit nicht einmal einen Auswechselspieler. Dann gibt es unser Fußball-Camp im August, oder aber die A- und B-Jugend besucht ein Turnier in Rimini. Das kommt verständlicherweise gut an.
Und ein junger Kicker machte unlängst auch Werbung für euch ...
Ja, bei der Abstimmung zum Tor des Monats Mai konnte unter www.stollenstrolche.de der Torschütze des Monats gewählt werden. Und unser sechsjähriger Michel siegte mit 1967 Stimmen.