Friedrichshafen / sz - Zehn Tage Kulturufer sind vorbei. Es ist das 30. Kulturufer gewesen, das in seiner Bilanz erneut mit einer Rekordmarke aufwartet. Anhand der verkauften Karten und der Besucherzahlen auf der Aktionswiese schätzen die Veranstalter des Kulturufers die Besucherzahlen auf 110- bis 120000 Menschen, die an den vergangenen zehn Tagen die Uferpromenade und damit „die Sommerkulturhauptstadt“ besucht haben. Eine solche ist Friedrichshafen während des Kulturufers laut Franz Hoben, der in seiner Bilanz seitens des Kulturbüros auch den kulturellen Ausnahmeszustand für zehn Tage ausgerufen hat.
Für den Chef des Kulturbüros, Winfried Neumann, stellt das Kulturufer sogar einen Suchtfaktor dar, und der greife um sich. Immer mehr Menschen kämen zu den Veranstaltungen und auf die Wiesen zum Spielehaus, in die Molke oder zu den Straßenkünstlern.
Allein die Unvorhersagbarkeit des Wetters habe die Festivalleitung hin und wieder lieber in die Kristallkugel, denn auf den Wetterbericht schauen lassen. Unter dem Strich hätten aber auch die Regenfälle für die Besucher kein Hindernis dargestellt, auf das Festival zu kommen. Selbst die Gäste des Open-Air-Kinos am Freitag hätten zehn Minuten Regen ausgehalten und seien geblieben.
Überschattet worden sei das Festival lediglich durch den Unfall, der glücklicherweise glimpflich verlaufen sei. Der Künstler ist aus dem Klinikum wieder entlassen und ihm geht es wieder gut. Er muss sich schonen und darf zwei Monate nicht arbeiten. Die Stadt hat ihm die Hotelkosten ersetzt und auf dem Markt ist für ihn gesammelt worden.
Auch wenn nicht alle Veranstaltungen ausverkauft waren, sind die Veranstalter mit den Besucherzahlen mehr als zufrieden.
„Mein Glück hängt nicht an den 200 Gästen, die zu Zeltabenden nicht kamen“, sagt Winfried Neumann, und Kollege Jürgen Deeg schwärmt vom Erfolg der Konzerte, die einen Querschnitt durch die vergangenen Jahrzehnte gebracht hätten.
Auch die Theater- und Wortbeiträge, so sagt Franz Hoben, seien bis auf ganz wenige Ausnahmen ausverkauft gewesen.
Viel Andrang, mehr Platz und deutlich mehr Besucher hatte auch die Spiel- und Aktionswiese. „Ich habe mich zu Beginn des Festivals einmal umgedreht und die Wiese war voll“, sagt Roland Schild vom Spielehaus, dessen Team auf der Aktionswiese ganze Arbeit geleistet hat.
Zufriedene Gesichter, trotz größerer Werkstätten immer noch lange Schlangen vor allem bei der Schnitzwerkstatt, die immer beliebter wird, und ein bunter Platz, dem die Fahnen zum Thema Kinderrechtskonventionen sehr gut taten – das war an der Tagesordnung auf der Wiese.
Superlative braucht auch das Team der Molke für das, was sie dort mit den Jugendlichen an den vergangenen zehn Tagen auf die Beine gestellt haben. Nicht nur immer bessere Bands für die Musikmuschel, sondern auch immer aktivere Jugendliche sind bei der Molke anzutreffen. Teils hätten sie jeden Tag dort gearbeitet, die alkoholfreie Bar betrieben und die Werkstätten belebt.
Straßenkünstler aus 18 Nationen und vier Kontinenten haben währenddessen etwa 70 Shows gespielt. Der Ablauf ist organisiert, die Qualität der Darbietungen wird auch hier immer besser. Dank der Straßenkünstler gilt dieses Jahr besonders dem Veranstalter, da der Backstagebereich größer und mit Dusche ausgestattet wurde. „Wir kommen dem Ziel, das rennomierteste Straßenkünstlerfestival in Europa zu werden, wieder ein Stück näher“, sagt Klaus Müller, der die freien Künstler betreut und organisiert.
Und auch die Stadt Friedrichshafen, die mit der Abteilung Marktwesen maßgeblich am Festival beteiligt ist, ist zufrieden. „Die Neuen waren vollkommen überrascht, was hier abgeht“, sagt Marktmeisterin Kerstin Schmid. Keine Wiederholungen und ein harmonisches Gesamtbild habe die Qualität des Marktes auch in diesem Jahr wieder verbessert. Elf neue Händler waren beim 30. Kulturufer dabei. 2015 startet das Festival am 31. Juli.