Friedrichshafen / sz - Wer den agilen Rentner inmitten seiner vielen Gäste erlebt hat, mochte es kaum glauben: Bruno Müller ist am Mittwoch 90 Jahre alt geworden. Ortsvorsteherin Sandra Flucht ließ es sich nicht nehmen, dem Ailinger persönlich zu gratulieren und die Grüße des Ministerpräsidenten zu überbringen.
Die Nachbarn hatten bereits ganze Arbeit geleistet, als Bruno Müller am Morgen vor die Haustür trat. Bunte Girlanden mit 90er-Fähnchen zierten den „Bruno-Müller-Platz“. So hatten sie den Platz vor dem Haus zum 70. Geburtstag getauft und seitdem viele Feste gefeiert: Straßenfeste, Narrenbaum- und Maibaumaufstellen und viele mehr.
Der vorläufige Höhepunkt war der 90. Geburtstag, der mit einem Trompetenständchen von Herbert Neurohr eingeläutet wurde. Nachbarn, Freunde und Sportkameraden kamen vorbei. Im Festzelt hing auch selbstgestaltetes Transparent von der selbsternannten „buckligen Verwandtschaft“ mit gelben Socken als Anspielung darauf, dass Bruno Müller 1955 aus dem badischen Überlingen nach Friedrichshafen kam.
Zwischen Schlosserlehre und seinem Arbeitsantritt bei den Sauerstoffwerken lag der Zweite Weltkrieg, den Bruno Müller an der Front und später in Kriegsgefangenschaft miterlebte. Erst vor wenigen Jahren hat er seine Erinnerungen an diese Zeit in einem Buch niedergeschrieben. Die mehr als 100 Seiten allein bis zur Hochzeit mit seiner Frau Martha im Jahr 1958 lassen erahnen, wie ereignisreich das Leben des Jubilars bisher gewesen ist. Die zweite Lebenshälfte hat sein Sohn Raymund Müller zusammengetragen und eine Festschrift zum 90. Geburtstag erstellt.
Durch die Ahnenforschung in seiner eigenen Familie wurde Bruno Müller vom „Geschichtsvirus“ erfasst und trat dem Geschichtsverein Ailingen/Berg gleich nach der Gründung bei. Seine Spezialität waren von Anfang an Ausstellungen zur Ailinger Geschichte. Seit 2002 organisiert Bruno Müller im Auftrag der Ortsverwaltung die beliebte Krippenausstellung im Rathaus.
Obwohl er „erst“ seit 53 Jahren in Ailingen wohnt, ist Bruno Müller so etwas wie ein Urgestein. Sein Interesse an der Geschichte des Ortes und sein Wissen darüber sind so groß, dass Ortsvorsteherin Sandra Flucht ihn als „unser wandelndes Geschichtsbuch von Ailingen“ bezeichnet. Sein vielfältiges Engagement hat ihm bereits vor einigen Jahren die Goldene Ehrennadel der Ortschaft eingebracht. Sein nächstes Projekt ist bereits geplant: „Ich will erforschen, was sich hinter den Hofnamen alter Bauernhäuser verbirgt“, sagt Bruno Müller.
Bevor er damit loslegen kann, folgt am Samstag Teil zwei der Feierlichkeiten, bei dem auch alle vier Kinder und sieben Enkelkinder dabei sein werden. Passend zum runden Geburtstag erwartet Bruno Müller 90 Gäste.