Friedrichshafen / sz - Alle acht Wochen besucht Ministerpräsident Winfried Kretschmann einen Landkreis in Baden-Württemberg. Am Freitag ist der Bodenseekreis dran. Und der legt sich natürlich richtig ins Zeug, um einen guten Eindruck zu machen. „Das planen wir seit Wochen“, sagt Robert Schwarz, Sprecher im Friedrichshafener Landratsamt. „Wir wollen, dass er möglichst viel sieht und dass er möglichst viele Menschen trifft. Da ist jede Minute kostbar.“
Los geht es um 14 Uhr. Da findet ein kommunalpolitisches Gespräch im Berufsschulzentrum statt. Dabei will sich Kretschmann über den örtlichen Schienennahverkehr, über die Flächenentwicklung der Wachstumsregion und über die internationale Zusammenarbeit am Bodensee informieren.
Nach dem Gespräch geht es nach Meckenbeuren, wo der Ministerpräsident gegen 16 Uhr den Gastrospülmaschinenhersteller Winterhalter Gastronom besichtigen wird. Für das Programm ist der Landkreis zuständig. Das heißt, der Bodenseekreis musste sich überlegen, welche Betriebe stellvertretend für alle im Bodenseekreis stehen. „Wir wollten einen Mittelständler besuchen“, sagt Schwarz, „einen sogenannten ‚Hidden-Champion‘, einen Weltmarktführer. Winterhalter ist einer davon und steht eben für viele Betriebe im Kreis.“ Doch auch wenn der Landkreis die Betriebe aussuchen soll, die der Ministerpräsident besichtigt, teilt dessen Büro auch mal Wünsche mit, wie Judith Hufnagel sagt, die Sprecherin im Stuttgarter Staatsministerium ist. Dieses Mal sollte auch ein touristischer Betrieb mit dabei sein. So fiel die Wahl auf den Obst- und Ferienhof Gomeringer in Immenstaad.
Wem Ehre gebührt
Für Manuela und Martin Gomeringer, Inhaber des Obst- und Ferienhofs im Immenstaader Ortsteil Kippenhausen, ist es eine Ehre, dass Ministerpräsident Kretschmann vorbeischaut. Mehr als eine halbe Stunde gibt das Protokoll aber nicht her. Selbstverständlich sind Bürgermeister und Ortsvorsteher am Freitag mit von der Partie. Irritationen über ungebetene Gäste seien ausgeräumt, sagt Gomeringer. Und Robert Schwarz stellt klar: Das sei nur eine Frage des engen Zeitrahmens. Zu viele Gespräche auf einmal könnten diesen sonst sprengen.
Es sollte ein typischer Obstbaubetrieb sein, und was wäre da für einen grünen Ministerpräsidenten passender als ein Bioland-Hof. Der Bodenseekreis-Landtagsabgeordnete Martin Hahn hat den Tipp gegeben. Die vielfältigen touristischen und landwirtschaftlichen Auszeichnungen zeigen, dass es sich um einen Musterbetrieb handelt. Mit 3,5 Hektar Obst, einem Hektar Wein und einen halben Hektar Tafeltrauben sowie zehn Ferienwohnungen gehört Gomeringer nicht zu den Großen der Region, aber zu denen, die den Biolandbau vorantreiben. Tafeltrauben hat er als einer der Ersten etabliert. Er beliefert die Öko-Schienen der Marktgemeinschaft Bodenseeobst und des Hagnauer Winzervereins. Außerdem ist Gomeringer politisch aktiv, ehemals 15 Jahre bei der CDU, jetzt bei den Grünen als neu gewählter Ortschaftsrat.
Zu guter Letzt, gegen 19 Uhr, geht es dann zur Messe, wo der öffentliche Bürgerempfang stattfinden wird, zu dem auch die Öffentlichkeit eingeladen ist. Dort werden Landrat Lothar Wölfle und Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand eine Grußrede halten und Winfried Kretschmann anschließend eine Ansprache. Danach gibt es eine offene Fragerunde und einen Stehempfang.
Keine Parteidifferenzen
Gerüchte, der Kreis wolle den Besuch des Ministerpräsidenten nicht an die große Glocke hängen, seien ungerechtfertigt, meint jedenfalls Pressesprecher Robert Schwarz. Parteizugehörigkeiten spielten keine Rolle. Im Gegenteil: „Wir freuen uns auf den Besuch“, sagt er, „schließlich bezahlen wir das ja auch und lassen uns nicht lumpen.“ Es ginge ja nicht darum, jemanden mit Pauken und Trompeten in Szene zu setzen. Im Gegensatz zum letzten Ministerialbesuch, als der damalige Ministerpräsident Stefan Mappus vorbeikam, sei ja auch der Bürgerempfang am Ende dieses Mal öffentlich.
Und ähnlich lautet es im Staatsministerium: Der Ministerpräsident freue sich sehr auf den Besuch am Bodensee.