Friedrichshafen / sz - Wie geht es mit dem Karl-Olga-Haus weiter? Die Antwort auf diese Frage soll der Gemeinderat am Montag, 28. Juli (Sitzungsbeginn: 15.30 Uhr), geben. Nach der erneuten Bürgeranhörung hat die Stadtverwaltung einen weiteren Kompromissvorschlag erarbeitet: den Erhalt der Kapelle und des Ursprungsbaus von 1892.
Eines steht für Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand nach der erneuten Bürgerbeteiligung fest: „Der Aufwand hat sich gelohnt. Es sind Ideen und Anregungen gekommen, die waren gut.“ Nach der – mit 120 Menschen recht spärlich besuchten – Bürgerinformation in der Messehalle A2 am 19. Mai sind via Fragebogen beziehungsweise Sag’s-doch-Portal 149 Rückmeldungen eingegangen. 63 sprachen sich für einen Komplettabriss aus, zwei für den Erhalt der Kapelle, 75 für den Erhalt des Schlossbaus, neun für den Komplett-erhalt des Karl-Olga-Hauses.
Die Erkenntnisse aus öffentlicher Debatte, Umfrage und Einwendungen gossen die städtischen Planer in den vergangenen Wochen in einen weiteren Vorschlag, den sie am Montag dem Gemeinderat vorlegen wollen. In diesem Kompromiss soll die größtmögliche Schnittmenge aus geplantem Nutzungskonzept, architektonischen Aspekten, emotionalen Befindlichkeiten und wirtschaftlichen Notwendigkeiten gefunden worden sein. Neben dem Komplettabriss – derzeit gültige Beschlusslage – und dem Erhalt des Schlossbaus von 1914 haben die Stadträte nun auch die Möglichkeit, für ein „Szenario C“ zu stimmen: Dieser sieht vor, den Ursprungsbau von 1892 samt der Kapelle zu erhalten.
Welches der drei nun denkbaren Szenarien ist der Favorit der Stadtverwaltung? „Den Komplettabriss wollen wir nicht empfehlen“, betont Oberbürgermeister Andreas Brand, weil mit dem Karl-Olga-Haus ein Stück Stadtgeschichte verloren gehe, „das in Euro und Cent nicht zu bezahlen ist“. Die (teilweise) Bewahrung eines historischen Gebäudes müsse man allerdings mit einigen Nachteilen erkaufen. Die Experten erwarten wirtschaftliche Nachteile – allerdings in einer Größenordnung, „die uns nicht den Schweiß auf die Stirn treibt“, wie der OB betont. Schwieriger ist eine andere Frage: Was soll man mit dem alten, sehr sanierungsbedürftigen Bau anfangen? Welche Nutzungsmöglichkeiten gibt es hierfür? Langfristig ins Gewicht fallen dürfte auch der Umstand, dass nicht mehr 84 altengerechte Wohnungen in dem neuen Komplex eingerichtet werden könnten, sondern nur noch maximal 60.
Gemischte Gefühle
Bei einem Termin am Mittwochmorgen im Karl-Olga-Haus haben Bürgermeister Peter Hauswald und Eberhard Marx, Referent des OB, den Sprechern der Bürgerinitiative das neue „Szenario C“ vorgestellt. Günther Maile erklärte hernach auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung, dass er „zwiegespalten“ sei. Einerseits sei er froh, dass die Stadt Entgegenkommen zeigt und vom Komplettabriss offenbar abgerückt ist. Andererseits sei der Erhalt von Kapelle und Ursprungsbau doch weniger, als er und seine Mitstreiter sich wünschen. Maile: „Das ist dann halt nur noch ein Torso.“
Die Sitzung am kommenden Montag ist die letzte des bisherigen Gemeinderats. Am Dienstag, ab 17.30 Uhr, wird der frisch gewählte Gemeinderat verpflichtet.