Friedrichshafen / sz - Großalarm auf dem Seehasenfest. Am späten Montagabend hat ein Mann bei der Polizei gedroht, zwei Bomben auf dem Seehasenfest detonieren zu lassen. Der Lammgarten wurde evakuiert, die Polizei ermittelt zur Zeit gegen ein junges Paar, Sprengkörper wurden keine gefunden.
Ein Mann hatte am Montag um 21.36 Uhr bei der Polizei angerufen und vor der Detonation zweier Bomben auf dem Seehasenfest gewarnt, angeblich im Lammgarten und am Ufer. Dieser Anrufer machte laut Andrea Gärtner, Pressesprecherin der Stadt Friedrichshafen, genaue Angaben über den Ort, das Objekt sowie den Zeitpunkt der Explosion. „Wir haben die Drohung sehr ernst genommen und sofort reagiert“, erklärte Jörg Frey, Leiter des Polizeireviers Friedrichshafen.
Zwischen dem Anruf und der angekündigten Detonation hätten nur 30 Minuten gelegen. Sofort eingesetzte Polizeikräfte fanden in einer Mülltonne im Lammgarten eine lederne Herrenhandtasche, die augenscheinlich erst vor kurzem dort abgelegt worden war. Die Beamten lösten daraufhin einen Großalarm aus. Die etwa 80 Gäste des Lammgartens wurden aufgefordert, das Lokal sofort zu verlassen, auch das Personal musste gehen. Lammgarten-Chef Thomas Vogt selbst hat nach eigenen Angaben erst einige Minuten später erfahren, warum der Einsatz stattfand.
Hunde suchen zweite Bombe
Der Großalarm rief starke Kräfte der Polizei, Vertreter der Stadt Friedrichshafen und des Seehasenfestpräsidiums, 38 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Friedrichshafen sowie 105 Mitglieder verschiedener Rettungsdienste aus dem Bodenseekreis auf den Plan. Der letzte Alarm ging gegen 22.15 Uhr an die Einsatzkräfte der Feuerwehr. Eine weitere angebliche Bombe wurde mit Sprengstoffhunden am Ufer gesucht. Die Suche nach den vermeintlichen Bomben ging laut Stadtverwaltung ruhig und zügig vonstatten. Während die Gäste im Lammgarten evakuiert wurden, ging die Party im Breitengrad-Zelt am Gondelhafen ganz einfach weiter. Dort hatte man nichts von dem Großaufgebot mitbekommen. Das sei Teil der Strategie der Einsatzkräfte gewesen, die auf jeden Fall eine Panik vermeiden wollten.
Daher gab es auch keine Informationen über den Grund des Großaufgebotes der Rettungswagen auf dem Adenauerplatz und auf dem Kirchplatz in der Altstadt. Dort versammelten sich die Rettungswagen, die von dort im Notfall zu den einzelnen Orten geschickt worden wären. Die Polizei sperrte schon nach Auffinden der Ledertasche im Lammgarten zügig die betroffenen Bereiche, aber auch die Friedrichstraße zwischen Graf-Zeppelin-Haus und Gessler 1862 ab.
Am Bahnhof hat die Polizei einen Stadtbus angehalten und geräumt. Zahlreiche Einsatzkräfte haben dort offenbar die Fahrgäste befragt. Eine Augenzeugin spricht von einer Frau, die von Polizisten auf den Boden gedrückt worden sei. Die Polizei kommentiert das bislang nicht.
Mittlerweile ermittelt die Polizei gegen ein junges Paar. Nach unseren Informationen soll die Stimme des verdächtigen Mannes mit der auf dem Polizei-Tonband sehr ähnlich sein. Alle Anrufe, die bei Polizei und Rettungsleitstelle unter den Nummern 110 und 112 eingehen, werden aufgezeichnet. Ob die Stimmen tatsächlich identisch sind, wird die Polizei mit einem Gutachten feststellen lassen. Zudem sei der Tatverdächtige in Begleitung einer anderen Person gewesen, die bereits mehrfach aufgefallen und der Polizei bekannt gewesen sei.
Der Einsatz endete um 23.35 Uhr. Über die Höhe der Kosten dieses Einsatzes kann die Polizei derzeit noch nichts sagen.
Die letzten Bombendrohungen in Friedrichshafen waren im Januar 2009 im Bodensee-Center und im Juni desselben Jahres am Flughafen ausgesprochen worden.
Die Polizeibilanz zum Seehasenfest 2014
„Die Festtage verliefen ansonsten friedlich und ohne nennenswerte Gewaltdelikte“, sagt die Polizei. Der Seehasensamstag war der besucherstärkste Tag. Bei bestem Wetter waren die Bierzelte / Biergärten und die gesamte „Festmeile“ bestens besucht. Das Feuerwerk sahen nach Polizeiangaben bis zu 35000 Besucher. Den störungsfrei verlaufenden Seehasenfestzug am Seehasensonntag verfolgten ca. 20000 bis 25000 Zuschauer. In der Nacht kam es zu Widerstand und Beleidigungen gegen mehrere Polizeibeamte durch eine 17-Jährige. Die der Polizei nicht unbekannte Frau kletterte am Samstagabend auf ein bereitliegendes Polizeiboot und trat und schlug eingesetzte Polizeibeamte. Sie wurde in vorläufiges Gewahrsam genommen.
Statistik Seehasenfest 2014
Straftaten: Körperverletzung: 8
Diebstahl: 1
Sexuelle Nötigung: 1
Betäubungsmitteldelikte: 4
Beleidigungen: 2
Sachbeschädigungen: 3
Festnahmen: 1
Gewahrsamnahmen: 3
Widerstände: 4
Vermisste Personen: 1 Kind
Störung des öffentlichen Friedens durch die Bombendrohung: 1
Jugendschutz: Kontrollierte Personen: 451
Rauchen unter 18: 84
Alkohol unter 16: 36
Branntwein unter 18: 18
In Gaststätten nach 24 Uhr: 15
Übergabe an Eltern: 16
Sonstiges:
Platzverweise: 101
Ordnungswidrigkeiten: 22