Friedrichshafen / sz - Der Festzug hat Glück gehabt. Immer wieder richten die Verantwortlichen die Blicke gen Himmel, das vorhergesagte Gewitter bleibt aus. Der Festzug kann durch die Straßen ziehen und getreu seinem Motto „Der Seehas in seiner Heimat“ eine ganze Mengen Geschichten erzählen.
Svenia Bormuth ist Festzug-Helferin. Sie schaut auf die Uhr und besorgt an den Straßenrand gegenüber der Musikschule. Dort stehen Autos im Weg. Auch auf der anderen Seite der Pestlozzi-Schule, wo sich andere Gruppen zum großen Festzug aufstellen, ist nicht alles so, wie es für die Kinder sein sollte. „Aber das sehen wir jetzt mal ganz ruhig. Aufregen bringt nichts, außerdem ist das hier ein Kinderfest“, sagt sie und erzählt den so nach und nach eintrudelnden Gruppen, wo sie sich aufstellen sollten.
Auch Daniel Elbs ist nicht langweilig. Er steht am Schilderwald und sieht zu, dass die Schulen auch ihre Schilder bekommen, die sie im Zug vor sich hertragen sollen. „Diesmal sind alle recht spät, aber das wird schon“, sagt er.
Eine Mutter ermahnt freundlich und mit einem breiten Grinsen im Gesicht eine Gruppe, die mit ihr gekommen ist: „Auf die müsst Ihr hören, die macht Noten für mein Kind“, sie zeigt auf Svenia Bormuth
Einzig an der Getränkeausgabe herrscht ein klein wenig Sorge. Die meisten Wasserkisten sind weg. Jochen Rompel kann nur noch vereinzelt an die Gruppen eine Kiste ausgeben, was nicht immer erfreut. „Wir haben das doch eingetragen, die sind doch bestellt gewesen“, sagt eine Lehrerin und zieht ärgerlich von dannen. „Das Problem ist nicht, dass zu wenig Wasser da wäre, das Problem ist die Verteilung“, erklärt Rompel. Wenn früh schon die ersten Lehrer kommen, von den Bestellungen nichts wissen und mehr mitnehmen, dann sei später eben nichts mehr da. Noch aber sei niemand verdurstet. „Beim Festzug hilft man sich auch gegenseitig aus“, sagt der Mann am Getränkewagen. Sollte es doch mal offene Fragen geben, dann gibt es da noch Johannes Althaus an seinem Infostand. Und der hat die Handy-Nummer von Josef Brugger, der die Fäden in Händen hält.
Und dann geht es los. Dichtgesäumt sind die Straßen mit Zuschauern. Vorbei am Franziskusplatz, wo Achim Baumeister das Mikrophon bedient und nicht nur weiß, wer da grad um die Ecke kommt, sondern auch was hinter den Darstellungen steckt. 3600 Kinder machen sich mit ihren 310 Lehrern auf, um durch die Straßen der Stadt zu ziehen.
Beifall wie für die Weltmeister
Nicht immer freundlich angetrieben, verbreiten sie jedoch eine Stimmung beim Publikum, das die Mitwirkenden des Zuges vereinzelt feiert wie die heimkehrenden Weltmeister. Laola-Wellen sind da ganz normal.
Der zweite Kommentator Eberhard Ortlieb schwärmt noch von der Theateraufführung und das Stück „Der Tag, an dem John Lennon starb“. Er kommt auf den Trichter, seinen Plattenspieler zu entstauben und die alten Platten wieder mal aufzulegen – eine schlaue Idee. Er dankt auch denen, die das Fest und den Umzug möglich machen. Allen voran sei da Manfred Heim und sein Team vom Baubetriebshof genannt. Und er begrüßt Marlies Müller, Tochter von Konstantin Schmäh, auf dessen Ideen das Seehasenfest zurückgeht.
Lange dauert der Festzug, langweilig aber wird er nie. Der Ehrentribüne am Bahnhof nähert sich eine Grundschulklasse. Die Lehrerin hat sichtlich Spaß mit ihren Kindern und flüstert ihnen kurz vor der Tribüne zu „Und jetzt lächeln und winken.“ Was prompt ein paar Meter weiter hinten den Kommentar lockt: „Das ist ja wie bei den Pinguinen von Madagascar.“ Und so geht mit viel Lächeln und Winken, aber auch mit viel echter Freunde und Begeisterung ein wunderbarer Festzug zu Ende.