Friedrichshafen / sz - Auf der Uferstraße zwischen k42 und dem Gondelhafen wird’s eng und enger. Mit ein Grund in der Saison: Gastronomiebetriebe nutzen zunehmend das Flair am Seeufer. Sie servieren Speisen und Getränke unmittelbar vor dem Restaurant, aber auch direkt am Seeufer. Dazwischen bleibt ein mehr oder weniger breiter Weg. Bei Hochbetrieb sind Konflikte programmiert. Wenn etwa zwischen diejenigen, die an der Uferpromenade flanieren dem Servicepersonal in die Quere kommen.
Die Praxis der Außenbestuhlung auf der Häfler Flaniermeile: "Die Medaille hat zwei Seiten", erklärt Thomas Goldschmidt, Geschäftsführer des Stadtmarketings Friedrichshafen. "Einerseits besteht der Wunsch nach Essen und Trinken direkt am Ufer mit freiem Blick auf den See, andererseits wollen flanierende Touristen freien Zugang zum See bis zum Geländer haben." Goldschmidt fordert bei allem Verständnis für die Gastronomie den Erhalt "freier, öffentlicher Flächen". "Wir können nicht alles zustellen", meint er gegenüber der SZ.
Plädiert der Häfler Marketingmann für die freien Flächen im Sinne der seegenießenden Touristen, ist die Forderung von Stadtsprecherin Andrea Gärtner eher aus Sicherheitsgründen motiviert. "Auch bei Außenbestuhlung brauchen wir für den Fall des Falles Fluchtwege". Dass solche eingehalten werden, ist Teil einer Sondererlaubnis. "Die braucht jeder Gastronom, der außen wirtschaften will", sagt Andrea Gärtner. Damit möglicherweise verbundene Auflagen würden vom Amt für Bürgerservice, Sicherheit und Umwelt kontrolliert.
Gastronomen können eine Sondererlaubnis für April bis Oktober oder ganzjährig zu beantragen. Sie müssen es jedes Jahr allerdings von Neuem tun. Für das amtliche grüne Licht will die Stadt Geld haben. "In der ersten Reihe direkt am See kostet die Erlaubnis 25 Euro pro Quadratmeter im Jahr. In den dahinter liegenden Bereichen sind für den Quadratmeter 22 Euro beziehungsweise im Bereich Charlottenstraße nur noch 20 Euro pro Quadratmeter fällig", erläutert die Sprecherin der Stadt.
Die Wirte am Uferweg sprechen klare Worte. "Die Gastronomen hier leben von den Sommertouristen. Und da müssen wir unser Geld verdienen. Ohne Außenbestuhlung geht’s nicht", sagt Gunya Charoenchai, Inhaberin des "Bangkok am See". Ins selbe Horn stößt "Bellavista"-Geschäftsführer Domenico Patamisi: "Ohne Außenbewirtung müssten wir unseren Betrieb schließen. Wir leben von der Masse in der Hochsaison."
Es wird eng und enger
An der Uferstraße wird es eng und enger. Dadurch, dass neue dazukommen (etwa das neue Café, wo früher eine Bäckereifiliale von Hamma war) und auch weil die Außenbestuhlung direkt am See zunimmt. Generell, für die Sprecherin der Stadt ist "nachvollziehbar, dass jeder eine Außenbewirtung haben will". Dabei dürften die Gastrobetriebe "auch bis zum Geländer hingehen", heißt es. Wie grundsätzlich auf der Uferstraße verfahren wird, dafür gebe es zwar kein Konzept. Dafür verweist Andrea Gärtner auf das städtische "Gestaltungskonzept für die Möbilierung des öffentlichen Raumes" aus dem Jahr 2011. "Wer den öffentlichen Raum möbiliert", so steht darin geschrieben, "trägt soziale und kulturelle Verantwortung. Hier steht das öffentliche Interesse vor dem privaten Geschmack". Grundsätzlich gelte Qualität vor Quantität. Ziel der Gestaltungskonzepts ist eine "geordnete, niveauvolle und sparsame Außenmöbilierung, die den öffentlichen Raum positiv mitgestaltet."