Friedrichshafen / sz - Die Nachricht, dass Franz Lißner künftig nicht mehr der Mann im Seehasenfell sein wird, schlug am Seehasenmontag ein wie eine Bombe. Für ein SZ-Gespräch erreicht Hagen Schönherr Lißner einen Tag nach dem Rücktritt im Strandbad, wo er sich von den Strapazen der vergangenen Tage erholt. Dann spricht Lißner über die Gründe für seinen Rücktritt, sieben Jahre als Friedrichshafens bekanntester Hase und seine Zukunft auf dem Seehasenfest ohne Fell.
Herr Lißner, Sie ziehen das Hasenfell endgültig aus. War es Ihre persönliche Entscheidung?
Ich habe das schon im vorigen Jahr für mich selber genau so entschieden. Ich möchte die vergangenen sieben Jahre niemals missen und es war eine wunderschöne Zeit. Aber irgendwann kommt der Moment, an dem man sich für diesen Schritt entscheidet und dieses Jahr war es einfach soweit. Diese Entscheidtung hat mir aber keiner nahegelegt, ganz im Gegenteil, das Präsidium hätte es sehr begrüßt, wenn ich das Amt noch weiter ausgeführt hätte. Und trotzdem hat das Seehasenfestpräsidium verständnisvoll reagiert und meine Entscheidung respektiert. Ein sehr kleiner Kreis war selbstverständlich schon im Vorfeld darüber informiert.
Dann sind Sie heuer bestimmt ein Seehas mit gemischten Gefühlen gewesen?
Definitiv. Ich habe jeden Moment dieses Jahr intensiv genossen. Zum Abschied war jetzt auch das Wetter traumhaft, ich kann mich nicht daran erinnern das ich in den letzten sechs Jahren ein so gutes Seehasenfestwetter hatte. Deshalb hat sich auch eines nicht verändert: Sie glauben nicht, wie schnell ich nach dem Ablegen des Fells bei dieser Hitze im Wasser war. Jetzt bleiben mir noch die Erinnerungen an eine wunderbare Zeit. Wenn der Seehas eingeholt wurde, standen mir jedes Jahr die Tränen in den Augen. Und es gab etliche emotionale und humorvolle Momente: Wie mir ein Kind mit zitternden Händen seinen Schnulli schenkte, das ist unvergessen. Und auch die Besuche bei den Schülern der Tannenhag-Schule oder bei den Kindern im Krankenhaus.
Nun wird ein Nachfolger gesucht. Was muss der mitbringen?
Wer es auch immer wird – er muss es wirklich wollen. Der Seehas muss viel aufgeben, hat jeden Tag am Fest vielleicht nur zwei bis drei private Stunden am Abend und muss Morgens ab 7 Uhr wieder fit sein. Er braucht Durchhaltevermögen sollte sportlich sein und auch keine Angst vor einem Mikrofon haben. Und das Allerwichtigste ist: Er muss wirklich kinderlieb sein. Nicht zu vergessen ist: Ohne Helfer unter Familie und Freunden ist die Aufgabe kaum zu bewältigen. Ich bin meinen Helfern dafür sehr dankbar – und mein Nachfolger sollte das bei seiner Entscheidung mit bedenken.
Was werden Sie in Zukunft beim Seehasenfest tun?
Ich werde dem Fest selbstverständlich auch weiterhin erhalten bleiben. Viel mehr kann ich derzeit nicht verraten. Nur soviel: Die Aussicht, dort weiter aktiv zu sein, macht es für mich natürlich deutlich leichter, das Hasenkostüm weiterzugeben.
Dann bleibt eigentlich nur noch eine Frage übrig – wie wär’s denn mal mit einer Seehäsin?
Ich habe da eine Meinung dazu. Aber diese Entscheidung liegt ganz allein beim Seehasenfestpräsidium. Das wird diese Frage sicher angemessen diskutieren und entscheiden.