Friedrichshafen / sz - Die Opferhilfeorganisation "Weisser Ring" Bodenseekreis hat eine neue Leiterin. Martha Dauth, Kriminalhauptkommissarin a. D., hat das Amt von Karl-Heinz Jumpertz übernommen. Die Amtseinführung übernahm Polizeipräsident Uwe Stürmer im Landratsamt des Bodenseekreises.
"Der Weisse Ring leistet seit fast 40 Jahren unverzichtbare Arbeit", begrüßte Polizeipräsident Uwe Stürmer die Gäste im Säntissaal des Landratsamtes. Der durch die Sendung "Aktenzeichen XY – ungelöst" bekannte Fernsehmoderator und Journalist Eduard Zimmermann hat die Hilfsorganisation 1976 gegründet. Der Weisse Ring begleitet und unterstützt Opfer von Gewaltverbrechen. Das umfasst sowohl persönlichen Beistand und Betreuung, Begleitung zu Terminen, Hilfestellung im Umgang mit Behörden sowie Vermittlung an weitere Stellen, die therapeutische oder auch finanzielle Unterstützung bieten. Auch die Außenstelle Bodenseekreis leistet diese Hilfeleistungen. Denn hinter den statistisch erfassten Verbrechenszahlen "stecken vor allen Dingen Menschen", betonen sowohl Uwe Stürmer als auch Landrat Lothar Wölfe in ihren Begrüßungsreden.
Martha Dauth spricht aus Erfahrung. Sie war über 40 Jahre im Kriminaldienst tätig und hatte in erster Linie mit Missbrauchsfällen zu tun. "Die Polizei muss ihrer Aufgabe der Strafverfolgung nachkommen und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wenig Zeit für die Betreuung der Betroffenen bleibt." Dabei seien es nicht nur körperliche Belastungen die blieben, sondern insbesondere seelische Verletzungen, die lange nachwirken. "Das Ausmaß ist für Menschen, die noch nie von Gewalt bedroht wurden, kaum vorstellbar." Die Notwendigkeit des Weissen Rings ließ sie nicht lange zögern, als sie nach der Leitung im Bodenseekreis gefragt wurde. Eine Aufgabe, die nach Aussage des Polizeipräsidenten bei Martha Dauth in besten Händen sei. "Sie wird die Arbeit von Herrn Jumpertz optimal fortsetzen und weiter ausbauen."
Karl-Heinz Jumpertz hatte die Position der Leitung 13 Jahre inne. Er selbst war Opfer eines schweren Verkehrsunfalls im Jahre 1995, und "hat neben der Außenstellenleitung und der Opferarbeit immer wieder seine Stimme erhoben, wenn es um die Stärkung der Rechte von Gewaltopfern ging", lobte Stürmer dessen Engagement. Er hat ebenfalls die Ausbildung zum Polizeivollzugsbeamten absolviert, aber im Anschluss ein Ingenieursstudium aufgenommen. Als Projektingenieur war Jumpertz beruflich viel unterwegs und nach dem Unfall nicht mehr erwerbsfähig. "Ich bin ihnen dankbar, dass sie nicht die Hände den Schoß gelegt, sondern konstruktiv für den Opferschutz gearbeitet haben", verabschiedete Polizeipräsident Uwe Stürmer den scheidenden Leiter der Organisation.