Friedrichshafen / sz - Friedrichshafen ist eine Einkaufsstadt mit sehr guter Frequenz zwischen Ostern und Anfang November. Das "Winterloch" und das sich ständig nach oben bewegende Mietpreisniveau seien für den Einzelhandel zwar nicht gerade beängstigend, "es sind aber Herausforderungen, die es anzugehen gilt", sagt Thomas Goldschmidt, Geschäftsführer des Häfler Stadtmarketings.
Problem auch in Friedrichshafen mit seinen teuren 1a-Lagen in der Wilhelmstraße und am Buchhornplatz: "Für die inhabergeführten Einzelhandelsgeschäfte werden die Margen immer geringer. Auch der Online-Handel spielt da eine Rolle", meint Goldschmidt im SZ-Gespräch. Der Marketingmann erkennt zwischen geforderten Mieten und denen, die der Handel bezahlen kann, "eine immer weiter aufgehende Schere". Goldschmidt weiß einerseits von Händlern, "die in Friedrichshafen gerne aufmachen würden, auch Ideen und Konzepte haben, aber keine bezahlbaren Räumlichkeiten finden". Auf der anderen Seite, trotz grundsätzlich geringem Leerstand, tut sich mancher Hauseigentümer schwer, einen Mieter zu finden. Gründe nennt Goldschmidt auch: "Überzogene Mietvorstellungen" einerseits, Spezialfälle andererseits. Oft müsse erst umgebaut werden, weil das Mietobjekt im Ist-Zustand als Ladenlokal nicht nutzbar ist.
Einzelhändler Jörg Bär betreibt in der Wilhelmstraße ein Bekleidungsgeschäft. Nach seinen Worten sind die in Friedrichshafen geforderten Mieten "schwer zu erwirtschaften". Ihm seien in der Wilhelmstraße drei Läden angeboten worden. "Da werden aber für 50 Quadratmeter Verkaufsfläche 4700 Euro netto verlangt. Das ist enorm", meint der Einzelhändler. In das selbe Horn stößt Florian Sedlmeier, alteingesessener Häfler Einzelhändler, der einerseits vermietet, aber auch mietet. "Der Einzelhandel hat Kennzahlen. Eine ist, dass die Miete sieben bis zehn Prozent des Umsatzes nicht übersteigen darf, damit das Geschäft überhaupt wirtschaftlich ist", meint Sedlmeier. Er ist vor dem Hintergrund des Häfler Mietniveaus überzeugt, "dass es so manches inhabergeführte Geschäft nicht mehr gäbe, würde der Einzelhändler nicht in eigenen Räumen wirtschaften".
Die Mieten steigen und steigen. "Wir haben nicht viele Möglichkeiten, die Spirale aufzuhalten. Wir können nur aufklären und beraten", erklärt Goldschmidt. Er arbeitet auf einen "idealen Branchenmix" hin, zielt auf einen "gesunden Mix von inhabergeführten Geschäften und attraktiven Marken". Demgegenüber stehe aber leider viel zu oft ein Hauseigentümer, "dem es in erster Linie auf die höchst erzielbare Miete ankommt". Goldschmidt appelliert an die Hauseigentümer, "längerfristig zu denken". Nämlich nicht nur auf die Miete, sondern auch einen attraktiven Mieter zu setzen. "Ein solcher trägt dazu bei, dass die Stadt lebendig bleibt - und die vermietete Immobilie letztendlich auch ihren Wert behält".
Frequenz bringt Umsatz
"Wer seine Miete tatsächlich erwirtschaften will, braucht eine entsprechend große Frequenz", erklärt Sedlmeier. Eine alte Händlerregel besage, dass hohe Frequenz auch höheren Umsatz bedeute. Also arbeiten Handel wie Stadtmarketing auch an höherer Frequenz. Die fehlt insbesondere in Friedrichshafen in den Wintermonaten. So wird es in diesem Winter einmal mehr die Eisbahn am Romanshorner Platz geben. Die Häfler Bodenseeweihnacht wird verlängert. Sie läuft dieses Jahr von Freitag, 27. November bis Sonntag, 20. Dezember.