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Verbrannt: Hitze macht Apfelbäumen zu schaffen

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Friedrichshafen / sz - "In der Sonne gebadet" – so lautet ein Werbespruch für Obst vom Bodensee. Dass zu viel Sonne schlecht ist, müssen die Obstbauern jetzt erfahren: Bei manchen Äpfeln, die auf der Südseite des Baumes oder ganz oben hängend der Sonne ausgesetzt sind, ist nach der Hitzewelle fast die Hälfte der Frucht verbrannt. Wird beispielsweise eine Lufttemperatur von 36 bis 37 Grad Celsius gemessen, dann sind es im Apfel 45 bis 50 Grad. Die Folge: Das Eiweiß und auch die Struktur der Äpfel werden zerstört. Ein kreisrunder brauner Fleck, umgeben von einem hellgelben Rand, bildet sich auf den Früchten.

Schätzungen zufolge hat die Sonne beispielsweise am Bodensee bei "Jonagold" und "Elstar" zehn und mehr Prozent der Früchte verbrannt – "Jonagold" nimmt 35 Prozent der gesamten dortigen Obstanbaufläche von circa 8500 Hektar ein, bei "Elstar" sind es 25 Prozent. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Sorten dieses Jahr nur einen mittleren bis schwachen Behang haben. Werner Baumann, Obstbauberater im Landratsamt Bodenseekreis in Friedrichshafen, spricht denn von "einem erheblichem Prozentsatz" an geschädigten Früchten. "Sie sehen aus wie Bratäpfel".

Seltsame Gelbverfärbungen

Bei einigen nicht verbrannten "Elstar"-Äpfeln hat Baumann zudem Gelbverfärbungen ausgemacht – eigentlich müssten die Früchte jetzt noch grün sein. "Bei diesen Äpfeln können wir erst in circa einer Woche sagen, was mit ihnen passiert. Schlimmstenfalls sind sie Mostobst."

Sollen die Obstbauern auf Apfelsorten ausweichen, die mehr Hitze vertragen? "Der Elstar-Anteil sollte tendenziell eher ausgeweitet werden", sagt Baumann. "Für diese Sorte haben wir eine gute Nachfrage. Es ist der Markt, der die Sortenwahl bestimmt." Will heißen: Würden die Obstbauern am Bodensee die Sorte streichen, machten eben andere das Geschäft.

Unter Hagelschutznetzen sind die Früchte zwar besser, aber nicht 100-prozentig geschützt: Wer weiße Netze gespannt hat, muss ebenfalls mit Ausfällen im oberen Baumbereich rechnen. Unter dunkleren Netzen sind die Früchte zwar besser geschützt, reifen aber nicht so gut. Zudem können – ob helle oder dunkle Netze – die äußeren Reihen Opfer der Sonne sein. Zu Buche schlagen auch die Kosten: Pro Hektar Hagelschutznetz muss ein Obstbauer 18000 Euro investieren – und die weißen Netze zudem nach rund sieben Jahren erneuern.

"Äpfel, die beispielsweise im biologischen Obstanbau mit Schwefel behandelt werden, zeigen eine verstärkte Sonnenbrandsymptomatik", weiß Christian Scheer vom Kompetenzzentrum Obstbau in Bavendorf bei Ravensburg aus Erfahrung. Versuche mit Produkten auf Kaolinbasis, einem Gesteinsmehl, das als Schutz gegen Hitzeeinstrahlungen aufgebracht wird, waren zwar erfolgreich, doch Werner Baumann sieht auch bei dieser Methode Nachteile: "Das Gesteinsmehl muss vor jeder Hitzewelle ausgebracht werden. Es macht die Bäume weiß, und das will keiner. Zudem brauchen Sie eine gute Waschanlage, um den weißen Belag wieder von den Äpfeln herunterzubringen."

Derzeit heißt es für die Obstbauern am Bodensee abwarten und die Anlagen beobachten. Ist das Wetter weiterhin warm, trocknen die geschädigten Äpfel ein. Regnet es über längere Zeit, empfiehlt Werner Baumann den Landwirten, die "Bratäpfel" von den Bäumen zu holen. Sie könnten sonst die gesunden anstecken.


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