Musiker zu sein bedeutet, hart arbeiten zu müssen. Das lernen auch die Schüler des englischen Musikschule „Wells Cathedral School“, deren Streicherensemble am Freitag und am Samstag in Friedrichshafen Konzerte spielen wird. Herzogin Marie von Württemberg lädt zum Konzert ein und freut sich vor allem für die Schüler, wenn viele Zuschauer kommen. Warum? Das hat sie im Gespräch mit Michael Scheyer verraten.
Herzogin Marie, Musikschulen gibt es auch in Deutschland. Was macht die Wells Cathedral School besonders?
Wells ist eine von vier Musikschulen in England, bei denen Musik und Schule vollständig integriert sind. Sie wird staatlich gefördert, das heißt: Es gibt niemanden, der sie aus finanziellen Gründen nicht besuchen könnte. Da sind die Engländer sehr aktiv. Die fördern sehr intensiv.
Ist die Musikschule denn eine Art Sprungbrett ins Leben als Berufsmusiker?
Dort sammeln sich Schüler, die Musik sehr ernst nehmen und für die Musik eine Herzenssache ist. Sie haben das Glück an viel Dingen teilnehmen zu können. Als meine Tochter beispielsweise noch auf einer Tagesschule war, musste sie oft zu den Orchesterproben gefahren werden. Das kostet Zeit. In Wells fällt das weg. Die Musikschüler spielen fast alle gleich in zwei Orchestern. Viele singen außerdem im Chor. Das ist natürlich gut kombinierbar, wenn die alle an einem Ort wohnen und die Schulnachmittage frei haben, um sich auf die Musik zu konzentrieren. Die Schule bietet hervorragende Rahmenbedingungen.
Dazu gehört auch die Tournee, auf der sich die Schüler befinden. In Friedrichshafen geben sie gleich zwei Konzerte. Eines davon in der Schlosskirche am Samstag.
Ja, ich würde sagen, eine solche Reise verändert auch ihr Leben. Schließlich sind auch viele Schüler dabei, die außerhalb der musikalischen Ausbildung gar nicht die Möglichkeit hätten, zu verreisen. Es soll auch eine Belohnung sein. Das ist es, was Matthew Souter, der Leiter, im Sinn hat. In so einem renommierten Orchester zu spielen, bedeutet harte Arbeit. Das Orchester geht meist immer vor. So schnuppern die Schüler bereits die Luft des Berufsalltags. Und das obwohl es in der Ferienzeit stattfindet. Die Sommerferien haben schon lange begonnen. Aber dafür will Souter die Schüler belohnen. Der Auftritt in der Schlosskirche zählt dazu. Die Barockkirchen gefallen den Schülern besonders gut. Aus England kennen sie das nicht.
Es handelt sich ja um Streichkonzerte? Haben Sie eine Vorliebe dafür?
Ich selber bin durch die Musik meiner Kinder zur klassischen Musik gekommen. Meine Tochter spielt mit in dem Streicherensemble, und zwar Geige. Ich habe klassische Musik vorher natürlich zwar gehört, aber erst durch meine Kinder bin ich viel intensiver eingestiegen. Für mich ist dieses Streichensemble etwas ganz besonderes. Und für die Schüler ist das auch so. Ein Mitschüler meiner Tochter meinte einmal im Bus: „Wir sind doch kein Orchester, wir sind eine Familie.“ Das finde ich bemerkenswert.
Der Eintritt wird auch dieses Mal wieder frei sein?
Beim letzten Mal war die Kirche voll und wir haben an der Pforte Spenden gesammelt, um die Unkosten zu decken. Das war so erfreulich, wie hoch die Bereitschaft war, etwas beizutragen. So dass wir gesagt haben, dass wir es auch dieses mal so machen werden.