Friedrichshafen / sz - Der Häfler Kunstverein eröffnet zum Kunstfreitag eine Ausstellung mit Fotografien von Hans-Martin Küsters. Der im Vorjahr in Salem verstorbene Fotograf war Mitglied des Kunstvereins, ohne dass man hier von der Bedeutung seiner Arbeiten wusste.
Im Hauptberuf war Küsters Pädagoge: bis zur Pensionierung Sonderschullehrer im Kreis Aachen, ab 1990 Kooperationslehrer für die Integration behinderter Kinder an Grundschulen. Mit der künstlerischen Fotografie hat er 1974 begonnen, 1976 bis 1978 war er schon Dozent für zeitgenössische Fotografie an der VHS Aachen. 1978 folgte eine Ehrenauszeichnung der Photokina Köln und der Kunst-Förderpreis der Stadt Aachen, von 1980 bis 1987 ein Lehrauftrag für zeitgenössische Fotografie an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen.
Allein die technische Qualität der Ausarbeitung fasziniert. Küsters verstand es, mit differenzierten Grautönen zu arbeiten. Doch wichtiger ist, was er darstellt. Küsters betrachtet seine Zeitgenossen mit liebevoller Ironie. Er kritisiert, ohne zu verletzen. Erschreckend deutlich wird die Beziehungslosigkeit der Menschen. So wenn Opa und Enkel jeder für sich vor weihnachtlichem Hintergrund beschäftigt sind – Opa am Klavier, der Enkel mit der Popmusikplatte. Oder wenn Gläubige kniend den Segen empfangen von einem Priester, der zur Hülle geworden, der Kopf fehlt – nur das Äußere ist wichtig, nicht der Mensch an sich. Immer wieder finden sich, wie in der Serie zum Schützenfest, Menschen in der Menge, Menschen, die eng nebeneinander stehen und doch in verschiedene Richtungen schauen, beispielsweise einen Festzug verfolgen, sich dabei langweilen oder amüsieren. Jedes Bild erzählt über das Dokumentarische hinaus so viel, dass sich darüber eine Geschichte schreiben ließe. Auch Räume, Architektur haben ihn gereizt. Nach der Überflutung mit Farben sind wir wieder aufnahmefähiger, neugieriger auf die Reduktion auf die klassische Schwarzweiß-Fotografie, die derzeit eine neue Blüte erlebt. Küsters’ Bilder erinnern in vielem an die derzeit oft genannte Street-Fotografie, sie sind hochaktuell.
Einführungen von Kurator Jörg van den Berg um 19 und 22.15 Uhr. Die Ausstellung ist bis 6. September geöffnet: mittwochs bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr..