Friedrichshafen / sz - Im Garten von SZ-Leserin Margrit Philipp hat eine Stockente ihre acht Küken ausgebrütet. Philipp und ihr Mann haben sich im Vorfeld einige Gedanken gemacht, wie sie die Schar am besten in die freie Wildbahn entlassen. Das Eriskircher Ried hielten sie für den geeigneten Fleck, doch die Stockentenmama hatte andere Pläne.
Die Auswilderung der acht Entenküken in der Schanzstraße bei Familie Philipp ist am Samstag – vollkommen anders als erwartet – bereits acht Stunden nach dem Schlüpfen geglückt. Die präparierten Umzugskartons fürs Eriskircher Ried kamen nicht zum Einsatz. Denn: Die Stockentenmutter tickte in ihrer selbst gewählten Gefangenschaft vollkommen anders, als die öko-romantischen Philipps es sich nach ausführlicher Webrecherche ausgemalt hatten.
Es gab also keine verlässliche Blaupause und erst die Erfahrung machte klug: Ist den Stockentenküken der Weg vom Balkon, oder wie bei den Philipps aus der unentrinnbaren Dachwanne, versperrt, so ergreift die Entenmutter nach erfolgloser Suche sofort die Initiative, fliegt abrupt fort und fordert die Kleinen laut rufend auf, ihr zu folgen. Die Philipps waren bei dem Spektakel gottlob anwesend, die Situation schien ausweglos. Wie oft würde die Ente ihre Küken noch rufen? Würde sie vielleicht in die Dachwanne zurückkehren und warten, bis sie eingesammelt und gerettet würden? Was also tun, um den Zusammenhalt der Entenfamilie nicht zu gefährden? Wo findet man am Samstagnachmittag Hilfe? Fragen über Fragen! Der 24-Stunden-Notruf der Tierrettung LV Südbaden war dankenswerterweise besetzt und erteilte den Philipps in höchster Not den entscheidenden Rat: Die Mutterente versucht nur wenige Male, die Küken zu rufen, doch wenn diese ihrem Ruf nicht folgen (können), gibt sie ihre Nachzucht – die sie knappe 40 Tage lang allen Unwettern trotzend gebrütet, gehegt und gepflegt hat – relativ zeitnah auf.
Es gab nur eins: Küken ratzfatz einsammeln, in die Einkaufstasche verstauen, in Windeseile runter in den Hof, sie dort freilassen und hoffen, dass sie laut genug Piepen und ihr Geschrei von der Mutter erhört wird. Und dann passierte das Wunderbare: Mutter Ente eilte nahezu im Sturzflug herbei, nahm schnäbelnd die Orientierung in Richtung See auf, watschelte im Laufschritt mit ihrer Kükenschar, eskortiert von Margrit und Andreas Philipp, Richtung Gondelhafen. Und nun schwimmt die Stockentenfamilie zwischen den Booten umher. Die Philipps hätten ihr von Herzen Schilf gewünscht, doch viel wichtiger ist nun, dass die Küken bei ihrer Mutter sind.