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Weissenauer Festkommission lädt Gamsbart-Trio aus

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Friedrichshafen / vin/flo - Mit ihrem Nazi-Gruß beim Ellwanger Volksfest ist das Gamsbart-Trio in die Schlagzeilen geraten. Ihr für Samstag geplanter Auftritt beim Kinderfest in Weißenau ist am Montag von den Veranstaltern abgesagt worden, nachdem der Ravensburger Grünen-Politiker Manfred Lucha das gefordert hatte. Beim Seehasenfest ist das Trio für den Meckatzer-Biergarten gebucht – und soll dort auch spielen.

"Original Gamsbart-Trio – ein Garant für Ihre Veranstaltung – lustig und gut": So wirbt die Weingartener Volksmusik-Kapelle auf ihrer Homepage. Beim Ellwanger Volksfest am vorvergangenen Wochenende ging ein vermeintlicher Spaß aber gründlich daneben. Ein Musiker provozierte das Publikum mit "Sieg"-Rufen, "Heil" zu antworten, was einige Zuhörer laut Zeugen auch taten.

Der Skandal um den Nazi-Gruß schlug hohe Wellen, obwohl sich die Musiker zwischenzeitlich für den "Faux-Pas" entschuldigten, der strafrechtliche Konsequenzen haben könnte. Der Grüne Manfred Lucha forderte die Veranstalter des Kinder- und Heimatfestes in Weißenau dazu auf, die Kapelle mit dem merkwürdigen Verständnis von Humor und Geschichte auszuladen. Denn: "Mit so was macht man keine Scherze."

Die Weißenauer Veranstalter sahen’s genau so – und luden die Kapelle aus. "Eine sehr schwierige Situation für uns, auf die Schnelle einen Ersatz zu finden", sagt Vereinsvorsitzender Ulrich Höflacher der "Schwäbischen Zeitung". "Wenn jemand einspringt, ist mir das recht." Der CDU-Stadtrat glaubt zwar nicht, dass die Musiker des Gamsbart-Trios Rechtsradikale sind, "sondern es war eher eine blöde Äußerung im Effekt, ein übler Streich. Ich glaube den Musikern auch, dass sie tief zerknirscht sind." Dennoch habe sich der Vorstand dazu entschieden, den Auftritt abzusagen. "Wir wollen hier keine politische Diskussion hier, sondern ein schönes Fest."

"In 20 Jahren kein Vorfall"

Ein schönes Fest sollen auch die Besucher des Seehasenfests (16. bis 20. Juli) feiern. Und zwar mit dem Gamsbart-Trio, betont Josef "Lilly" Roth, Wirt des Meckatzer Biergartens. Er hat die Kapelle für Freitag und Montag gebucht und denkt nicht daran, sie auszuladen. Roth ist auch der Meinung, dass die Musiker "einen Fehler" begangen haben. Keinesfalls gebe es jedoch einen rechtsradikalen Hintergrund. "Das Gamsbart-Trio tritt bei mir seit 20 Jahren auf und noch nie hat es irgendeinen Vorfall in dieser Richtung gegeben", sagt Roth. Er gibt aber auch zu, dass es kaum möglich wäre, in der Kürze der Zeit eine Ersatz-Band zu finden.

Und was sagt das Seehasenfestpräsidium zu der Angelegenheit? Dessen Chef Hermann Dollak stellt klar, dass es Sache der Wirte sei, welche Kapellen sie engagierten. Allerdings müsse gewährleistet sein, dass die Auftritte "im Sinne des Kinder- und Heimatfests" seien. Dollak kündigt an, dass er mit Wirt Roth ein Gespräch suchen wird. Vorschnelle Konsequenzen will er nicht ziehen.

Ob der misslungene Auftritt in Ellwangen ein juristisches Nachspiel haben wird, steht indes noch nicht fest. Die Polizei hat Vorermittlungen aufgenommen. Infrage käme Paragraf 86a des Strafgesetzbuches, erklärt der Weingartener Strafrichter Axel Müller. "Das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen".

"Dumm, dumm, dumm", findet übrigens der Vorsitzende des Ravensburger Blasmusikkreisverbandes, Rudi Hämmerle, den Auftritt der Weingartener Musiker, von denen der Übeltäter sogar ein Cousin zweiten Grades von ihm ist. Dieser marschiere bei Auftritten wohl auch schon mal im Stechschritt mit Helm auf dem Kopf und Akkordeon in den Händen durch die Bierbänke. "Er ist eigentlich ein herzensguter Mensch, aber so was geht gar nicht", sagt Hämmerle und distanziert sich von solchen Scherzen.

Hans Popofsits-Mattes, Sprecher des Gamsbart-Trios, sagte dieser Zeitung auf Anfrage: "Der kleine Faux-Pas ist aus einer Bierlaune heraus entstanden. Es tut uns ehrlich leid."


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