Friedrichshafen / af - Man nannte ihn Big Willy, was sich nicht nur auf seine Körpermaße und seine Ausstrahlung bezog. Willy Kaldenbach war in Friedrichshafen und darüber hinaus eine Größe, um die nach dem Krieg keiner herumkam. Wie nur wenige Andere hat er über mehrere Jahrzehnte die Entwicklung der Stadt Friedrichshafen seit 1945 mit bestimmt und sich in vielen Bereichen engagiert. Heute wäre er 100 Jahre alt geworden.
Kaldenbach war Politiker, Unternehmer, Sportler, Vereinsmensch, Kirchenmann – auch Ehemann und Familienvater. Sein Sohn Hans-Peter trat in seine Fußstapfen und ist bis heute als Aufsichtsratsvorsitzender des Zeppelin Museums tätig, Tochter Christa lebt ebenfalls in Friedrichshafen. Willy Kaldenbach ist am 26. Oktober 1998 gestorben.
Am 4. Juli 1915 in Höngen bei Aachen geboren, verschlug es Kaldenbach nach Fronteinsatz zur Flak nach Friedrichshafen. Hier lernte er seine Frau kennen und heiratete im Februar 1945. Nach Kriegsende wurde der 30-Jährige Leiter des Verbindungsbüros des Luftschiffbau Zeppelin GmbH (LZ) zur französischen Besatzungsmacht. Er sprach gut Französisch, konnte Menschen für sich gewinnen und verfügte über über großes Verhandlungsgeschick.
Zusammen mit dem damaligen Oberbürgermeister Max Grünbeck setzte sich Kaldenbach mit Erfolg dafür ein, dass vollständige Liquidation des LZ und seiner Unternehmen abgewendet werden konnte. Kaldenbach war ein unverbesserlicher Optimist. Inmitten einer weitgehend zerstörten Stadt und Betrieben, deren Existenz in Frage stand, weil sie für die Rüstung produziert hatten, setzte er auf einen Neubeginn - politisch und wirtschaftlich. 1948 war Willy Kaldenbach Mitbegründer der Freien Wählervereinigung. Sieben Mal in Folge wurde er für die FWV in den Gemeinderat gewählt und war 40 Jahre Fraktionsvorsitzender. In dieser Funktion arbeitete er mit vier Oberbürgermeistern zusammen. Im Kreistag saß Kaldenbach 43 Jahre. Von 1948 bis 1988 leitete er den VfB Friedrichshafen. Für soziale Belange hatte der verhinderte Theologe – er wollte Pfarrer werden – ein Gespür. Er war der erste Vorsitzende des Arbeitskreises für Ausländerfragen und nahezu 30 Jahre zweiter Vorsitzender des katholischen Gesamtkirchengemeinderates.
Beruflich machte Kaldenbach mit dem Zeppelin-Konzern Karriere. 1948 wurde er geschäftsführender Gesellschafter der Metallbearbeitung Friedrichshafen GmbH. Ab 1957 war er Direktor der Zeppelin Metallwerke und Geschäftsführer der Zeppelin Luftschiffbau GmbH. Auch die Zeppelin Wohlfahrt und die Holzindustrie Meckenbeuren unterstanden bis 1985 seiner Leitung. In seiner Ära wurden bedeutende Weichen gestellt. Zeppelin wurde zum Exklusiv-Händler für Caterpillar in Deutschland. Die wichtigste, an der er politisch mitwirkte, war die Sicherung der Zeppelinstiftung für die Stadt Friedrichshafen.
Für sein gesellschaftliches Engagement wurde Kaldenbach mit einer Fülle von staatlichen, städtischen kirchlichen und verbandlichen Auszeichnungen geehrt. Die Nachrufe und Todesanzeigen, die sein Leben und Wirken würdigten, füllten nahezu drei Zeitungsseiten.