Friedrichshafen / sz - Im Gessler 1862 hat Autor Andre Wilkens sein Buch "Analog ist das neu Bio" vorgestellt. In einer Diskussion mit Markus Rhomberg, Professor für Politikwissenschaften an der Zeppelin Universität (ZU), ging es um das Für und Wider einer digitalisierten Welt.
Andre Wilkens sieht Chancen in der digitalen Welt. In Bereichen des Klimawandels, des Straßenverkehrs oder der Medizin beispielsweise, dennoch mahnt er auch zu einem kritischen Umgang mit den digitalen Medien und Techniken. Auslöser für seine Gedankengänge war die Eröffnung einer Videothek in seiner Straße in Berlin. "Wer braucht das, habe ich mich gefragt?".
Datennutzung für Profit
In einer Zeit, der sich jeder Filme auf seinen Fernseher bestellen, sie im Internet verfolgen oder auf das Handy laden kann, kam ihm die Eröffnung einer Videothek vor "wie Hipsterland". Irgendwas, was die Welt nicht braucht. Doch zu seiner Überraschung läuft der Laden. Die Kunden kommen, wollen Gespräche führen und beraten werden.
Gleichzeitig enthüllt Edward Snowden die weltweiten Überwachungs- und Spionagepraktiken von Geheimdiensten. Die Datenmengen machen den Menschen gläsern, es gebe in Amerika bereits Programme, die anhand der bekannten Daten einer Person deren Kaufverhalten ermitteln können und wissen, was dieser Konsument als nächstes bestellen würde. "Datennutzung, um Profitinteressen wahrzunehmen, halte ich für äußerst suspekt", sagt der Autor.
Andre Wilkens wirft nicht mit Statistiken um sich, sondern zeichnet ein Bild der Gegenwart und wagt einen Blick in die Zukunft. Es werde Computer geben, die Berichte für die Zeitungen schreiben und im Spielebereich ersetzt die Brille Bildschirm und Tastatur.
Die analoge Welt hingegen verlange andere Konzepte. Statt Computerspiel ein Gesellschaftsspiel, statt Navigation eine Straßenkarte. Ein anderer sozialer Kontakt sei erforderlich. Es stellte sich im Laufe der Diskussion, an der sich die Zuhörer beteiligten, aber auch die Frage nach der Leistbarkeit der Analogie. Arbeitskräfte und Zeit kosten Geld. Manche Artikel seien im Internet preiswerter, "dafür bezahlen wir mit unseren Daten, haben keine persönliche Beratung und genießen es nicht in einem Laden zu stöbern".
"Die ersten Biobauern wurden manchmal als Spinner bezeichnet, ist das mit der Forderung nach Analogie anders?" will Markus Rhomberg wissen. "Vielleicht bildet sich sowas wie eine Konterrevolution, ich weiß es nicht", meint Wilkens. Im Buch analysiert er, wie das digitale Zeitalter unser Leben und Denken verändert hat und wie die Entwicklung voranschreiten könnte. "Ich glaube, wir werden in Zukunft alle spielen, es aber als Arbeit empfinden", sagt der Autor. Künftig möchte er mit einer Kolummne "analog Friday" über das Leben außerhalb der digitalen Welt berichten.
Im Fazit bleibt, dass das Buch eine Zustandsbeschreibung einer gesättigten Wohlstandsgesellschaft ist. Er stellt die Frage nach Ideen und Strategien, um in einer digitalen Welt menschlich und sozial zu leben.
"Analog ist das neue Bio", Andre Wilkens, erschienen im Metrolit Verlag, 18 Euro.