Friedrichshafen / sz - Uwe Werner, Chef der Werner Bootsservice GmbH, ist sauer. Dass er mit besonders dicken und hohen Schiffen, wie er sagt, "mit der Kirche ums Dorf" fahren muss, um sie aus seinem Winterlager im Fallenbrunnen zum Kran an den Hinteren Hafen zu transportieren, ist er gewohnt. Jetzt hat ihm die Stadt jedoch ein Hindernis in den Weg gestellt, das ihn ausbremst: die Peitschenmasten, die samt Schilder weit in die Lindauer Straße ragen, um auf den Fußgängerüberweg bei der Jugendherberge hinzuweisen.
Dass die Peitschen drehbar sind, ist für Uwe Werner nicht besonders hilfreich, weil ihm der Aufwand bei 50 Fahrten im Jahr zu groß ist: "Dann müsste ich jedes Mal einen Antrag stellen und einen Mann mitnehmen, der die Schilder zur Seite dreht. Von der Stadt ist auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung zu hören: "Uns ist das Problem bekannt, wir prüfen derzeit weitere Lösungen."
Und das ist das Problem: Mit Motorbooten, die entsprechend hoch sind, kommt Uwe Werner nicht unter den Peitschenarmen durch. Und samt Anhänger und Ladung wie andernorts möglich in die Fahrbahnmitte ausweichen, kann er nicht, weil ihm dort von der Jugendherberge aus gesehen direkt hinter dem Zebrastreifen eine kleine Verkehrsinsel den Weg versperrt. "Ich frage mich, was das alles soll?", erklärt der Schifffahrer, der eine Genehmigung hat, um Boote bis zu einer Länge von 22 Metern, einer Breite von 4,70 Metern und einer Höhe von 6 Metern zu transportieren. Wobei er ab einer Höhe von mehr als vier Metern üblicherweise in Polizeibegleitung unterwegs ist – was er jedes Mal beantragen und bezahlen muss. Kostenpunkt: etwa 145 Euro, je nachdem, wie lange die Fahrt dauert.
Andrea Gärtner, Pressesprecherin der Stadt Friedrichshafen, erklärt, wie es zu dem Engpass kam: "Grund für das von uns angebrachte Schild über der Fahrbahn mit einer sogenannten Peitsche war, dass der Zebrastreifen aufgrund der Geländesituation von den Autofahrern erst zu spät gesehen wird." Um die Sicherheit der Fußgänger zu erhöhen, sei dieses drehbare Hinweisschild aufgestellt worden. Drehbar deshalb, weil es bei Bedarf, wie zum Beispiel bei der Messe Interboot im September, dauerhaft zur Seite gedreht werden könne.
"Es handelt sich hier um eine ergänzende Beschilderung als Hinweis auf den Zebrastreifen, da die Sicherheit der Fußgänger bei der Querung der Lindauer Straße (Jugendherberge) höchste Priorität hat", betont Andrea Gärtner. Ein Argument, das Uwe Werner nicht nachvollziehen kann, schließlich komme der Fußgängerüberweg etwa 100 Meter zuvor bei der Bushaltestelle am Berufsschulzentrum auf der Lindauer Straße auch ohne Peitschenmasten und Verkehrsinseln aus. Dass der Bootsservice-Geschäftsführer die beiden Zebrastreifen in Friedrichshafens Osten so gut kennt, obwohl er die Boote, die bei ihm in der Halle im Fallenbrunnen überwintern, vom Westen zum Hinteren Hafen bringen muss, liegt vor allem daran: "Durch die Stadt geht nichts, ich komme nirgends durch." Zwei Beispiele: Die Paulinenstraße ist zu eng, die Millionenschlucht zu niedrig.
Die Folge: Uwe Werner fährt, wie bereits erwähnt, "mit der Kirche ums Dorf". Eine seiner genehmigten Routen: Fallenbrunnen, Hochstraße, Sonnenbergstraße, Waggershauser Straße, Meistershofener Straße, Goethestraße, Kreisverkehr dritte Ausfahrt in die Ehlersstraße, bis zum Mühlöschknoten, auf die B31, Abfahrt Friedrichshafen-Ost, Lindauer Straße (vorbei an der Jugendherberge), Eckener Straße, Hinterer Hafen. Ziel ist der Kran, den der Unternehmer von der Deutschen Bundesbahn gemietet hat, um die Schiffe seiner Kunden in den Bodensee hinein beziehungsweise herauszuheben.
Blinklicht statt Peitschenarm
Dass er das Pferd von hinten aufzäumen muss, stört Uwe Werner nicht, die Aussicht im kommenden Herbst etwa 25 Mal den Fußgängerweg bei der Jugendherberge passieren zu müssen, dagegen schon: "Unser Betrieb ist seit 1967 in Friedrichshafen angesiedelt, seit zwölf Jahren gibt es den Bootsservice, aber durch ein derart unsinniges Nadelöhr mussten wir nie." Ein Nadelöhr, das im Idealfall für den Bootsservice-Chef wieder verschwindet. Pressesprecherin Andrea Gärtner kündigt jedenfalls an, dass die Stadt zwei Alternativen abwägt: Zum einen, ob eine Verkürzung des Peitschenarms eine Verbesserung bringen könnte, und zum anderen gebe es die Möglichkeit, "unterhalb des Hinweisschildes am Straßenrand ein orangenes Blinklicht anzubringen, das die Autofahrer auf den Zebrastreifen hinweist".