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Warum das Getriebe ein Auslaufmodell ist

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Friedrichshafen / sz - Wie wird sich die Arbeitswelt entwickeln? Welche Rolle werden künftig noch Getriebe spielen? Und überhaupt: Wie schnell wird sich die Welt verändern? Lars Thomsen, Trendforscher aus Zürich, hat bei der Betriebsversammlung von ZF am Montag in einem Vortrag einen spannenden Blick auf die Zukunft geworfen.

"In den nächsten zehn Jahren wird sich die Welt schneller verändern als in den letzten zehn Jahren." Das steht für Lars Thomsen, Zukunfts- und Trendforscher des Züricher Insituts "Future Matters", fest. Er ist überzeugt, dass die Menschheit vor gewaltigen Umbrüchen steht, vor allem was die Mega-Themen Mobilität und Internationalisierung angeht. Die spannende Frage ist: Wann passieren dieses Umbrüche, die der Experte "Tipping Points" nennt? Aus Sicht von Lars Thomsen "sind wir an einem Punkt, wo wir eine neue industrielle Revolution sehen". Ausgelöst werde diese Revolution unter anderem durch die wachsende Bedeutung des Themas E-Mobilität. "In Zukunft werden wir keine großen Getriebe mehr brauchen. Sorry, ZF", erklärte Thomsen der versammelten Belegschaft. Der sehr ineffziente Verbrennungsmotor, bei dem nur 20 Prozent der eingesetzten Energie beim Rad ankommt, werde bald ein Auslaufmodell sein, prognostiziert der Mann aus Zürich. Stattdessen werde die Automobilindustrie auf andere Technologien abfahren – auf Elektromotoren, die einen Wirkungsgrad von 90 Prozent haben. Und diese Motoren werden ihre Kraft nicht mehr über ein Getriebe übertragen, sondern über eine elektronische Steuerung.

Wann der Tipping Point – also die Ablösung des Verbrennungsmotors – erreicht ist, hänge von drei Faktoren ab: Preis, Leistungsfähigkeit und Langlebigkeit der Batterien. Dieser Zeitpunkt lasse sich berechnen, verrät Thomsen. Und irgendwann werde ein Controller – nicht der Umweltschutzbeauftragte – eines Unternehmens sagen: E-Mobilität ist günstiger. 2018 könnte es schon soweit sein. Um beim Kampf um Marktanteile nicht abgehängt zu werden, müsse ZF – genauso wie alle anderen Unternehmen der Automobilbranche – umschalten. Thomsen spricht deshalb die Empfehlung aus, "einen Weg zu finden, wie die Kraft den Weg von der Batterie zum Rad findet".

Mit diesen Thesen dürfte Lars Thomsen bei so manchem ZFler Unbehagen ausgelöst haben. Er sprach den Mitarbeitern aber auch Mut zu, indem er klarstellte, dass die Lösungen für die Herausforderungen "in diesem Raum, in Ihren Köpfen" seien. Das Unternehmen der Zukunft sieht er in der Pflicht, dafür zu sorgen, "dass diese Lösungen ans Licht kommen".

Unternehmen wie Clubs

In Zeiten des Fachkräftemangels, betonte er, werde der Mensch zur wichtigsten Ressource. "Der Spieß dreht sich um", sagt Thomsen. "Nicht mehr die Menschen werden sich bei den Unternehmen bewerben, sondern die Unternehmen bei den Menschen." Das Gehalt, zeigte sich der Zukunftsforscher überzeugt, werde bei der Mitarbeitersuche nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die besten Mitarbeiter würden sich für Unternehmen entscheiden, die Werte wie Ehrlichkeit, Kompetenz oder auch Coolness verkörpern. "Unternehmen werden eher wie Clubs sein", erklärt Thomsen.


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