„Die Klufterner sind brav gewesen“, ist sich Ortsvorsteher Michael Nachbaur sicher. Wie sonst ließe sich das Kaiserwetter erklären, mit dem die Kluftinger während ihres dreitägigen Dorffestes gesegnet waren? Den Auftakt machte das Schulfest der Grundschule am Freitag (die SZ berichtete), gefolgt vom Fassanstich, einem historischen Sportprogramm und einer Partynacht am Samstag sowie vielen Aktionen am gestrigen Sonntag auf dem Rathausplatz.
Ohne Frage – das Dorffest lebt von den Institutionen und Vereinen und somit von den Menschen, die dahinter stehen, die sich mit unglaublich viel Engagement und Ideen eingebracht haben. Am Freitag machte die Grundschule mit ihrem historischen Schulfest den Auftakt, gefolgt vom Fassanstich auf dem Rathausplatz mit klanglicher Unterstützung des örtlichen Musikvereins und der Gruppe „Stella Bianca" aus Brasilien, zu denen Kluftern seit Jahren eine enge freundschaftliche Verbindung pflegt. Sportlich ging es am Samstag auf dem Sportplatz weiter. Hier standen historische Spiele wie Bäume fällen, Hindernisparcours aus Stroh und Holzplatten und viele weitere Aktionen auf dem Programm. Abends wurde zur Musik von „First Class“ getanzt. Am Sonntag ging es auf dem Rathausplatz weiter.
Das vielseitige Bewirtungsangebot wurde komplett von den Vereinen gestemmt und der Kindergarten hatte ein Betreuungsangebot für Kinder auf die Beine gestellt, das nicht nur bei den Jüngsten großen Anklang fand. Arbeiten mit Ton und insbesondere das Weben mit Naturmaterialien wurde auch von vielen Eltern in Anspruch genommen. Auf dem Dorfplatz, der komplett mit Schirmen beschattet wurde, trafen sich die Kluftinger, um Zeit miteinander zu verbringen. Musikalisch wurden sie nach dem ökumenischen Festgottesdienst von den „Krainern“ unterhalten. Stefan Öhs (Trompete), Sebastian Thoma (Trompete), Bernd Müller (Bariton), Christof Müller (Klarinette), Andreas Öhs (Akkordeon), Daniel Müller (E-Bass) und Birgit Müller (Gitarre) sind selbst Klufterner und hatten neben der Musik auch jede Menge Gags im Repertoire. Ab drei Uhr wurden sie von den Musikern des Musikverein Brochenzell abgelöst.
Der wichtigste Mann im Ort
Doch bevor der Dirigent seinen Taktstock schwingen durfte, traf Ralf Holverscheid auf dem Rathausplatz ein. Er war morgens mit Pius und Heidi Schlegel und seiner Tochter Hanna Holverscheid als Begleitpersonen in der Schweiz zum Staffellauf aufgebrochen. Im historischen Kostüm ist er von St. Gallen bis zur Fähre Romanshorn und vom Häfler Hafen weiter Richtung Kluftern gelaufen, „und ich soll mich hier neben den wichtigsten Mann im Ort stellen und ihm eine Nachricht übergeben“, sagt Ralf Holverscheid. „Das ist ja schon mal gelungen“, witzelt der neben ihm stehende Michael Nachbaur. Fakt ist, dass Kluftern wieder den Kluftingern gehört und dass Michael Nachbaur als Amtsinhaber des Ortes „hiermit vom Kriegsdienst befreit wird und eine Amtsenthebung ausgeschlossen ist“, verliest Bernd Cäsar vom Geschichtsverein Kluftern.
Wie Kluftern zu Kluftern wurde
Das Rathaus hatte ebenfalls geöffnet. Hier erzählte Angelika Christen ein Märchen, wie Kluftern zu seinem Namen kam und im Obergeschoss hatten Ragnhild Becker und Gunar Seitz die wiedergefundenen Textflöße aufgebaut. Im Rahmen einer Kunstaktion sind der Brunnisach am Kunst- und Geschichtstag 1250 Textflöße aus Holz übergeben worden. Finder wurden gebeten, diese wieder am Rathaus anzugeben. „505 Flöße sind bis heute zurück gekommen“, allein 94 davon am gestrigen Sonntag, berichtet Gunar Seitz. Ein abwechslungsreiches Programm, das beweist: trotz der 1250 Jahre stecken die Kluftinger voller Ideen.