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Fußball kommt Kunstfreitag Friedrichshafen in die Quere

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Friedrichshafen / sz

Mit Tristesse lässt sich die Stimmung am Kunstfreitag nicht beschreiben. Doch alles ist anders als sonst. Gerade mal zu einem Drittel voll ist der Kiesel beim Impulsreferat, wo sonst oft die Plätze nicht ausreichten - Schuld ist wohl das Fußball-WM-Viertelfinale zur gleichen Zeit. Leere auch in den kostenlosen Kunstbussen, wo sonst eine angeregte Menge schnell einen Platz sucht, neugierig auf die nächste Station.

Auf Lutze beispielsweise, der eine Antes-Ausstellung präsentiert, die weit größeren Städten zur Ehre gereichen würde. Eine kleine Gruppe hört ihm aufmerksam zu. Insider wissen, dass er als Sekretär bei Horst Antes den Wechsel vom Sicherheit versprechenden Studium in den freien Kunstbetrieb wagte und es bis heute nicht bereut. Er ist ein Besessener im positiven Sinn, ein Kenner, kritisch und aufmerksam. Galeristen von seinem Schlag sind leider sehr selten geworden.

Weiter geht es zur Plattform 3/3. Der Künstler Matthias Keller, selbst bekennender Fußballfan und mit dem Spielergebnis zufrieden, steht jetzt fast allein im Raum, umgeben von seinen geheimnisvoll realen-surrealen Gemälden. Die Vernissagerede von Friederike Lutz, früher Kulturredakteurin unserer Zeitung, habe ihm gut gefallen und nicht nur ihm, erzählt er. Zur Vernissage seien genügend Gäste gekommen, das entscheidende Spiel war da ja schon gelaufen.

Streifen wo Besucher stehen

Unterwegs gibt es an der Bushaltestelle Smalltalk mit Ulrike Shepherd von der Zeppelin-Universität. Die Studenten hätten Semesterferien, deswegen sei im Fallenbrunnen weniger los, meint sie bedauernd.

Nach 22 Uhr wieder im Zentrum, vor Otterbachs Brunnen: Vor dem Kunstverein stehen Kurator Jörg van den Berg, Vorsitzender Volker Westphal und der Vorstand der ZF-Kunststiftung Matthias Lenz im Gespräch. Drinnen markieren blaue Klebebandstreifen die Stellen, wo die Besucher stehenblieben - eine Aktion von Anja Braun. Die Streifen häufen sich dicht vor August Sanders Fotografie, die aus nächster Nähe betrachtet sein will.

Viele Kunstfreunde sind Nachtschwärmer, genießen jetzt den Jazz im Zeppelin Museum unter dem Zeppelin-Nachbau, genussvoll an einem Glas Rotwein nippend, den Takt wippend, in Gedanken auf die wechselnden Bilder hinter Norbert Dehmkes „Open Source“-Band blickend. Die Lichter einzelner vorbeifahrender Fahrzeuge ergeben mit den Spiegelungen ein sich ständig veränderndes Bild. Licht- und Klangwelten, zu schön, um die Augen zu schließen. Anschließend oder zwischendurch ein Gang in die derzeit laufende ZERO-Ausstellung, spannende Objekte, viele im Raum schwebend, auch hier kaum Besucher.

Etwas früher ist Stipendiat Michael Fliri aufgetreten, hat mit immer wieder wechselnden Masken fasziniert. Man könnte noch die Treppen hoch, die Neugestaltung des jetzt zur Gänze umgestalteten Museums ansehen. Aber irgendwie ist man schnell müde geworden. Es fehlt das Prickelnde, die Begegnung mit all denen, die man sonst auf Vernissagen trifft. Fragt sich allerdings, ob man nicht kurzfristig den Termin hätte verschieben können.


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