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Blicke durchs Zugfenster

Friedrichshafen / sz - Großformatige Fotografien hat Burghard Rauschelbach auf dem Boden der Galerie Plattform 3/3 ausgebreitet. Es sei für ihn sehr schwer, sagt er, aus den vielen Bildern eine stimmige Auswahl zu treffen für seine Ausstellung, die er am 25. April eröffnet. Die "Bildassoziationen", so der Titel, müssen zusammenpassen, einige fügen sich zu kleinen Serien.

"Bahnsteigkanten! Blicke aus dem Zugfenster...", lautet der Untertitel. Der enge Fokus gibt dennoch Raum für weitgefasste Themen. Bahnhöfe sind jedem bekannt, jeder bringt seine eigenen Assoziationen mit. Bahnsteige, das bedeutet Warten. Warten an meist ungemütlichen Orten, bis endlich ein Zug kommt und einen wegbringt. Zur Arbeit, zum Besuch, zum Start in einen neuen Lebensabschnitt oder ganz einfach nur in den Urlaub. Und es bedeutet Begegnung: mit Fremden, mit vertrauten Menschen.

Flüchtige Begegnungen

Ein Bild fällt etwas aus dem Rahmen, obwohl es zum Thema passt: Es zeigt den gegenüberliegenden Bahnsteig einer U-Bahn-Station. Trist, grau, wenige Menschen. Auf einem anderen Bild fällt der Blick auf den leeren Sitz gegenüber im Abteil zum Fenster. Auf dem Bahnsteig sitzt eine Frau auf einer Bank, ein Mann zieht einen Koffer hinter sich her, ein Reflex in der Fensterscheibe komplettiert die völlig alltägliche Situation. Einmal ist die Scheibe in den Fokus gerückt, Regentropfen bahnen sich ihren Weg nach unten. Man guckt ihnen zu, lässt die Gedanken schweifen, wartet, kämpft vielleicht gegen aufkommende Langeweile. Oder der Fotograf und sein Objektiv spiegeln sich im Fenster, überlagern das Geschehen auf dem Bahnhof. Die Serien erzählen kleine Geschichten von flüchtigen Begegnungen oder von Menschen, die aufeinander gewartet haben, sich vertraut in die Arme schließen. Manchmal verraten Schilder, wo die Aufnahme gemacht wurde: Friedrichshafen, Markdorf, Überlingen, Singen, aber auch Eislingen, Darmstadt, Thalwil. Rauschelbach habe sich für diese Ausstellung bewusst auf Bilder aus Deutschland und der Schweiz beschränkt. Eigentlich spielen die Orte keine Rolle. Wie die Menschen.

Früher durfte man Menschen einfach so fotografieren. Heute werden die Beschränkungen immer strenger, man müsste sich bei jedem, der gut erkennbar ist, eine schriftliche Einverständniserklärung holen, doch das ist ein anderes Thema.

Die Ausstellung in der Galerie Plattform 3/3 wird am Samstag, 25. April, um 16.30 Uhr eröffnet. Sie ist bis 10. Mai jeweils freitags (außer 1. Mai), samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.


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