Friedrichshafen / sz - In Friedrichshafen wimmelt es derzeit von – und auf – Großbaustellen. Besonders spannend geht’s auf dem ehemaligen Postgelände am Bahnhofplatz zu. Bevor dort die Baugrube gesichert wurde, haben Experten die Fläche auf Weltkriegsbomben und Altlasten untersucht. Das Ergebnis: Sie haben weder das Eine noch das Andere gefunden. Nun kann gebuddelt werden.
Auf dem knapp 6000 Quadratmeter großen Areal herrscht Hochbetrieb. An der Friedrichstraße sind die Arbeiter einer Spezialfirma aus Bad Grönenbach damit beschäftigt, entlang der Straße und am bestehenden See.Statt-Gebäude eine unterirdische Bohrpfahlwand zu errichten. Dazu werden zunächst runde Löcher in den Boden gebohrt. 15 Meter tief und mit einem Durchmesser von rund einem Meter reihen sie sich wie an einer Perlenkette aneinander. In jedes Loch wird ein Stahlkorb eingeführt wird, der dann mit Beton gefüllt wird. "So entsteht eine durchgehende Wand, die verhindert, dass die bestehenden Gebäude Risse bekommen oder das Erdreich in die Baugrube nachrutschen kann", erklärt Stefan Nachbaur, Geschäftsführer der Prisma GmbH Deutschland, die für Entwicklung und Umsetzung zuständig ist. Damit die Wand den einwirkenden Kräften standhalten kann, wird sie mit Stahlankern im umliegenden Erdreich gesichert. Erst wenn die Bohrpfahlwand steht und verankert ist – das soll bis Ende April/Anfang Mai der Fall sein – kann mit dem Aushub begonnen werden.
An der Schillerstraße sowie Richtung Bahngleise und Busbahnhof ist man schon einen Schritt weiter. Hier hatte sich Prisma zur Baugrubenabsicherung für eine rückverankerte Spundwand aus Stahl entschieden, die Zentimeter für Zentimeter ins Erdreich gedrückt wird. Wegen des Gebäudebestands in der Schillerstraße sind an den Häusern Sensoren angebracht worden, die die Erschütterungen während der Einbringung gemessen haben. "Alles im grünen Bereich" verkündet Nachbaur. Im Gegenteil zur Bohrpfahlwand kommen diese Stahlwände wieder raus, sobald die beiden Untergeschosse der Tiefgarage stehen.
"Alles zu bewältigen"
Bevor mit dem Einbau der Baugrubenabsicherung begonnen werden konnte, hat der Kampfmittelräumdienst die Baugrenze gründlich abgesucht und alle 1,25 Meter eine Sonde in den Boden eingeführt. Die Untersuchung blieb ebenso ohne Befund wie die Altlastenuntersuchung des Bodens. "Alles zu bewältigen", kommentiert Nachbaur das Ergebnis. Bis Ende Mai sollen die Vorarbeiten erledigt und die Baugrube acht Meter tief ausgehoben sein. Hierin verschwindet später die zweigeschossige Tiefgarage, die in eine wasserdichte Wanne hineingebaut wird, um vor Grundwasser geschützt zu sein.
Die umfangreichen Vorarbeiten sind durch die Lage mitten in der Stadt notwendig. "Bautechnisch ist das Routine für uns, aber wirtschaftlich ist so eine Baustelle kostenintensiv", sagt Bernhard Ölz von der Prisma Holding. Inklusive der Sanierungsarbeiten am bestehenden Gebäude liegt das Investitionsvolumen bei mehr als 30 Millionen Euro. Die Gesamtfertigstellung der drei neuen Wohn- und Geschäftsgebäude ist für Ende 2016 geplant.