Quantcast
Channel: Schwäbische: Feeds: Spaichingen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 14293

Wasser nimmt Gewicht und Angst

$
0
0

Friedrichshafen / sz - Die Schmerzen ziehen Furchen in Michael Schütz’ Gesicht. Eigentlich ist die Übung nicht sonderlich schwer: Runter auf die Knie, dann in Liegestützstellung, dann wieder auf die Knie, dann aufstehen, Arme hoch und wieder runter auf die Knie. Aber weil Michael Schütz ziemlich viel Gewicht am Körper mit sich trägt, verlangt ihm die Übung noch zu viel ab. Seit Anfang des Jahres ist er Teilnehmer des Optifast-Abnehmprogramms im Häfler Klinikum ist.

Dabei ist er auf einem guten Weg: 160 Kilogramm bringt er in der 14. Woche auf die Waage. Das sind über 40 Kilo weniger als am Anfang, fast zwei Kisten Wasser. Los ging es mit Wassergymnastik. "Das Wasser nimmt viel Gewicht ab", erklärt Physiotherapeut René Schiller, der die Teilnehmer des Programms betreut. "Und es nimmt auch die Angst." Denn viele Menschen, die an extremem Übergewicht leiden, haben Angst vor körperlicher Bewegung. Diese kann gefährlich sein am Anfang: Gelenke, die es nicht gewohnt sind, werden überbelastet, das Gleiche gilt für den Kreislauf. Schiller empfiehlt immer, es leicht anzugehen. "Die Wassergymnastik hat mir gefallen", sagt Schütz, "aber man ist trotzdem hinreichend geschunden dabei." Hier purzeln die Pfunde. Und Schiller spornt die Männer und Frauen an: "Ich treibe sie an und in die Bewegung", sagt Schiller lächelnd, "der Motivator ist eher der Psychologe."

Michael Schütz fühlt sich wohl im Gymnastikraum, der nach 12 Wochen auf dem Programm steht. Manche Übungen sind noch zu anstrengend, dann bricht er ab. Manche Übungen sind in Ordnung, zum Beispiel die an den Geräten. Muskelaufbau ist wichtig. Das Übergewicht verursacht häufig eine Fehlhaltung, die Schultern werden häufig nach vorne auf den Brustkorb gezogen. Physiotherapeut Schiller kümmert sich darum, dass die Teilnehmer mit einem gezielten Muskelaufbau ihre Haltung korrigieren.

Doch auch außerhalb des Gymnastikraums fühlt Michael Schütz sich wohl: Er hat neue Arbeit gefunden. In einer Bank – das, was er ursprünglich gelernt hatte. Das gibt ihm Auftrieb. Motivation ist ein wichtiger Faktor, beim Abnehmen und auch sonst im Leben. Und er ist überzeugt, dass die Motivation, die ihm der Erfolg beim Fasten verliehen hat, im Bewerbungsgespräch geholfen hat. "Und ich komme jetzt auch die Treppe rauf", sagt Schütz, "Ich hänge nicht den Normalgewichtigen hinterher." Das motiviert.

"Ein Traum hoch drei"

Motivierend ist auch, dass Schütz wieder essen darf. Drei Monate lang wurden seine Mahlzeiten ersetzt mit pulverisierter, kalorisch standardisierter Nahrung. Jetzt darf er einmal am Tag wieder eine richtige Mahlzeit zu sich nehmen. "Das war spektakulär", sagt Schütz über das erste Kalbsfilet mit Karotten und Erbsen, das er essen durfte, "ein Traum hoch drei." Vor allem auch, weil er viel intensiver schmecke, nachdem sich seine Geschmacksnerven von den Geschmacksverstärkern entwöhnt haben. "Auf Alkohol kann man am leichtesten verzichten", sagt Schütz. Und die Süßigkeiten hätten ihn bisher überhaupt nicht gelockt.

Der Psychologe habe gesagt, er würde sich unterschätzen. Das Ziel, das er angegeben hatte – 50 Kilo abnehmen –, habe er im Grunde schon jetzt erreicht. Er könne sich ruhig größere Ziele vornehmen. Na, das ist doch auch motivierend.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 14293