Friedrichshafen / sz - Ramsch und Müll soweit das Auge reicht: Vier Reinigungsprofis haben die 80 Quadratmeter große Wohnung eines Häfler Messies von Unrat befreit. Jeder Menge Unrat. In Zahlen: fünf Tonnen. Der Fall war derart extrem, dass der TV-Sender Kabel Eins Interesse zeigte und ein Kamerateam vorbeischickte. Am Mittwoch flimmert "Achtung Kontrolle Spezial – Die Reinemacher" über die Bildschirme.
Verdorbene Lebensmittel, vollgestopfte Restmülltüten, Spinnen, Asseln, Maden und Tausende Zigarettenkippen: Das Bild, das sich den Reinigungsprofis im Dezember 2014 in einem Haus in Friedrichshafen bot, "war mit das Schlimmste, was ich je erlebt habe", sagt David Behnke von der Gebäudereinigung Stier aus Dürnast bei Ravensburg. "Und entsprechend hat’s gerochen", ergänzt Florian Stier. Für den technischen Leiter, der mit seinem Team übrigens auch Tatorte reinigt und folglich selbst den Geruch von Leichen gewohnt ist, gibt’s nix Schlimmeres als den Gestank von verdorbenen Lebensmitteln. Und davon gab es viele in der Wohnung, in welcher der Restmüll seit etwa zwei Jahren nicht aus dem Haus gebracht wurde und der Kühlschrank tierischen Besuch in Form von Maden bekam. Fast fünf Tonnen Müll haben die Entrümpelungsexperten aus der Wohnung geholt. Reiner Müll, versteht sich. Die Möbel wurden nicht verschrottet, "der Bewohner wollte sie behalten", so Stier.
Nachbarn machen Druck
Den Auftrag für die vermüllte Wohnung bekamen die Ravensburger vom Bewohner selbst. Das passiert selten. "Meistens schaltet sich in derart extremen Fällen die Hausverwaltung ein und beauftragt uns", berichtet Stier. Im Fall des Häfler Messies sei der Druck von außen wohl zu groß geworden: Die Nachbarn hatten sich bereits mehrfach über den enormen Gestank, der aus der Wohnung drang, beschwert. "Was auch nicht untertrieben war", sagt Stier.
Nach einem kurzen Überblick arbeiteten sich die Profis von der Tür ins Wohnungsinnere vor. Freischaufeln war die Devise. Nach der Müllentsorgung wurde einmal gründlich rausgekehrt, dann wurde geputzt, gereinigt und desinfiziert. Eine spezielle Geruchssanierung durch Ozon, wie sie beispielsweise nach Bränden auf dem Programm steht, gab es in der Messie-Wohnung nicht. Aber: "ohne den vielen Müll in der Bude riecht’s schon viel besser", so Stier.
Drei Tage lang waren die vier Profi-Putzer in der Wohnung beschäftigt. 50 Stunden kamen auf dem Zeitkonto der Ravensburger zusammen, fünf Tonnen brachte der Müll am Ende auf die Waage. Und weil die Reinigungsaktion die Mengen und Rekorde in jedweder Hinsicht sprengte, wird auch Kabel Eins, wo "Achtung Kontrolle Spezial – Die Reinemacher" zusätzliche Sendeminuten dranhängen (müssen). Statt 15 Minuten werden morgen Abend, 19 Uhr, 24 Minuten ausgestrahlt. Was allerdings keine Kamera der Welt – egal in welcher Sendezeit – einfangen und wiedergeben kann, ist der unglaubliche Gestank, der dem Reinigungstrupp entgegenschlug. Da würgt es selbst die hartgesottenen Profi-Putzer, wie Stier zugeben muss.
Ob der Bewohner, der während der Reinigungsaktion seiner Arbeit nachging und nachts in der Wohnung schlief, künftig ordentlich lebt, bleibt abzuwarten. Florian Stier wie auch David Behnke wissen aus Erfahrung, dass die Rückfallquote in diesen Fällen recht hoch ist. Apropos hoch: Die Kosten für den dreitägigen Einsatz belaufen sich laut Stier auf 5000 Euro. Einen kleinen Teil davon berappt das Fernsehen, für den Rest muss der Vermüller aufkommen.
"Achtung Kontrolle Spezial – Die Reinemacher" wird morgen, Mittwoch, auf Kabel Eins ausgestrahlt. Die Sendung beginnt um 19 Uhr.