Friedrichshafen / sz - Mit dem Tubisten Andreas Martin Hofmeir hat sich David Gilson für sein Jubiläum als Leiter des Stadtorchesters einen ungewöhnlichen Stargast ins Graf-Zeppelin-Haus geholt. Zu seiner großen Freude füllte er beim "Classic Winds"-Konzert nahezu den großen Saal und faszinierte die Zuhörer vom ersten Ton an.
Als jungen Mann, der "eine kranke Tuba, einen noch krankeren Klang und keine Ahnung" mitbrachte, hatte Gilson ihn 2001 kennengelernt, vier Jahre später spielte Hofmeir unter seiner Leitung in der Deutschen Bläserphilharmonie, heute ist er Professor am Mozarteum Salzburg, Tubist der Kult-Band LaBrassBanda – und Kabarettist, wovon sich die Zuhörer ebenso überzeugen durften wie von seinem phänomenalen Spiel.
Leicht wie eine Flöte handhabt Hofmeir seine Tuba, entlockt ihr atemberaubend rasante Tonkaskaden und übergangslos Töne von betörender Wärme, in feinsten Nuancierungen. Alles war vereint im Tubakonzert Nr. 2 für Tuba und symphonisches Blasorchester, das Jörg Duda für ihn komponiert hat. Der Komponist war zum Konzert gekommen, ebenso wie der Auftraggeber des "Panoptikums für Solo Tuba und Blasorchester" von Thomas Doss, das Hofmeir als zweites Stück ausgewählt hatte. Dudas Tubakonzert nannte Gilson "die bestialste Partitur, die ich je einstudiert habe – und es hat tierisch Spaß gemacht." Das Stadtorchester hat die Herausforderung angenommen und bei Tutti und Soli mit Bravour gemeistert. Größtes Lob spendierte der Solist, der den Musikern dankte, dass sie so schwere Stücke so toll eingeübt hatten: "Das ist wirklich toll, das habe ich so noch selten erlebt."
Große Leistung gewürdigt
Bürgermeister Peter Hauswald, der Gilson mit einem Blumenstrauß zum Jubiläum gratulierte, lobte dessen "britische Art, Hartnäckigkeit und Stringenz", mit der er dem Orchester seinen guten Namen zurückerobert habe. Und er lobte das neue Konzept der vier unterschiedlichen "Winds" von Classic bis Kids, das auch in Fachzeitschriften positiv wahrgenommen werde.
Doch zurück zum Konzert. Mit ansteckender Freude musizierten Gilson und sein "Andy" zusammen. Zum fröhlichen, mitreißenden Tanzvergnügen, im Wechsel mit romantischen Passagen, wurde Dudas Tubakonzert.
Nicht minder vielfarbig war auch Thomas Doss’ Panoptikum, das sachte mit zwei Marimbas begann, immer volleren Klang erreichte, bis die Solotuba einsetzte. Ein faszinierendes Spiel der Klänge von der stillen Melodie bis zu fallenden Tropfen, zu vehementem Sturm mit Stampfen und Klirren, zu Gesang und Jazz, bei dem auch Jürgen Jakob am Flügel kräftig mitmischte. Immer neue Stimmungen und Bilder waren in diesen "Szenen vom Bodensee", so der Untertitel, zu hören.
Eingebettet waren die Tubastücke in drei Werke für symphonisches Blasorchester, in denen das Stadtorchester sein hohes Niveau beweisen durfte, angefangen bei der bestens gesteuerten Kakophonie von Nigel Clarkes persiflierenden "Fanfares and Celebrations" zum 150. Geburtstag der Royal Military School of Music in Richmond.
Alles war hier zu finden: Aggressives Eintrommeln, Wut, Trauer, leises Glockenspiel, festliche Emphase. Zeremoniell begannen auch die "Four Scottish Dances von Malcolm Arnold.
Wunderschöne Fagott- und Klarinettensoli enthielt der fröhliche Reel, romantisch klang die Oboe im "Hebridean Song", eingebettet in warmen Klang, der nach Wind und See roch. Heftiger wurden die Klangfarben im letzten "Fling", den das Orchester als Zugabe mit "Geschwindigkeitsrekord" wiederholte.
Zu mitreißendem Taumel führte zuletzt Gustav Holsts melodiöse "Second Suite in F".
Noch einmal meldete sich Hofmeir zurück, der zuvor schon Telemanns Flötenfantasie als Tuba-Solostück gespielt hatte, jetzt mit einem Stück für Oboe und Orchester, dem die Tuba ein weiteres Mal ihren eigenen doch passenden Stempel aufdrückte.