Friedrichshafen / sz - Das "Wellcome"-Angebot der Stiftung Liebenau für den Bodenseekreis richtet sich an junge Familien, die von 22 ehrenamtlichen Mitarbeitern bis zu maximal einem Jahr nach der Geburt des Kindes praktisch unterstützt werde. Im Roncalli Haus Ailingen hat das Angebot am Donnerstagnachmittag sein fünfjähriges Bestehen gefeiert.
Christoph Gräf, Bereichsleiter Kinder, Jugend und Familie der St. Gallus Hilfe begrüßte als Vertreter der Stiftung Liebenau die Festgäste. Als "Wellcome" vor fünf Jahren ins Leben gerufen wurde, habe man noch nicht wissen können, wie sich das Projekt entwickle, berichtet Marion Behrendt, Koordinatorin für "Wellcome" im Bodenseekreis.
Das Angebot für junge Familien ist den sogenannten "frühen Hilfen" des Bodenseekreises angeschlossen. Bis heute wurden 112 Familien betreut, die im Durchschnitt 38 Stunden von den Helferinnen in den Familien unterstützt wurden. Sei es bei der Geschwisterbetreuung oder der Betreuung der Neugeborenen, das würde individuell mit den Eltern abgesprochen.
Helferinnen schenken Zeit
"Insbesondere kommen Anfragen von Familien, die dazu gezogen sind oder in denen ein Elternteil oder Kind von Krankheit oder einer Behinderung betroffen ist", resümiert Marion Behrendt und die Nachfrage sei steigend. Sie nennt ihre ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen "Wellcome-Engel", da sie die Familien mit Babys einige Wochen oder Monate während des ersten Lebensjahres beim Übergang von der Geburt in den häuslichen Alltag mit praktischer Hilfe unterstützen und den jungen Familien etwas schenken, was in der heutigen Gesellschaft nicht so selbstverständlich ist: Zeit.
Dorothea Gruber zählt zu den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und berichtet aus ihrem Alltag: Bisher habe sie sechs Einsätze gehabt, die völlig unterschiedlich gewesen seien. Mal habe sie eine Mutter mit ihren drei Kindern regelmäßig zum Kinderturnen begleitet, mal habe sie mit einem älteren Geschwisterkind stundenlange Spaziergänge unternommen. Gleich, wo sie im Einsatz gewesen sei: "Die Familien sind für die Hilfe unglaublich dankbar. Aber den allergrößten Dank geben mir die Kinder, die mich einfach glücklich machen."
Dass die Mitarbeiterinnen eine echte Entlastung in den Alltag mit Säuglingen und Kleinkindern bringen, bestätigt auch Claudia Rümmler-Krause. Sie ist Mutter von drei Kindern und sagt ganz offen: "Der erste Schritt zu "Wellcome" war gar nicht so einfach". Gebürtig sei sie aus Dresden und wohne jetzt im Bodenseekreis. Die nächsten Verwandten leben somit 600 Kilometer entfernt und als sie in ihrer zweiten Schwangerschaft die Diagnose vom Frauenarzt erhielt, dass sie Zwillinge erwarte, habe sie dann doch Kontakt mit Marion Behrendt aufgenommen. "Wir sind heute so dankbar, sie geben uns als Familie so viel", berichtet sie mit Tränen in den Augen.
Hilfen im Alltag
Es sind manchmal die "Kleinigkeiten des Alltags", die eine enorme Entlastung für die Familie bedeuten. Der älteste Sohn ist jetzt drei Jahre und die Zwillinge zehn Monate alt. Ihr "Wellcome-Engel" käme für zwei bis drei Stunden in der Woche. "Einmal schliefen meine Zwillinge und da ich meinen Sohn gut versorgt wusste, konnte ich in Ruhe anderthalb Stunden schlafen". Ein anderes Mal hätte sie ihre Helferin mit den Worten begrüßt: "Gut, dass sie da sind, dann kann ich in Ruhe staubsaugen".