Friedrichshafen / sz - Ein Solokonzert auf zwei Instrumenten hat der 22-jährige Musikstudent Thomas Schüler am Freitagabend gewagt. Hätte es noch eines Beweises bedurft, warum der gebürtige Häfler den Künstlerförderpreis 2013 der Stadt Friedrichshafen bekommen hat, so hat er ihn im Roncallihaus in Ailingen bravourös geliefert.
Seine Leistungen am GZG hätten ihm begehrte Studiengänge eröffnet, doch die Musik ließ den mehrfachen Bundessieger bei "Jugend musiziert", Geiger im Sinfonieorchester Friedrichshafen und Konzertmeister im Landesjugendorchester Baden-Württemberg nicht los. An der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien hat er seine Professoren für Klavier und Violine ebenso überzeugt wie seine Korrepetitorin Emese-Anna Kapcza, die eigens für ihn aus Wien angereist ist. Die herzliche Art, wie sie ihm am Konzertende über die Schulter strich, zeigte das gute Verhältnis. Überwältigt war der sympathische junge Künstler, dass der Saal randvoll war – viele Wegbegleiter waren gekommen, darunter ehemalige Lehrer der Musikschule.
Brahms’ düstere Klangwelt
Sein äußerst anspruchsvolles Programm bewies hervorragendes technisches Können, doch im Vordergrund standen die Klangwelten, die der erstaunlich reife junge Musiker eröffnete. So führte er mit Johannes Brahms’ vier Balladen op. 10 am Piano in eine düstere Klangwelt, die erst mit schleppender Schwermut, dann aggressiv hinausschreiend vom Vatermord in der Ballade "Edward" kündete. Starke Kontraste prägten die zweite Ballade zwischen träumerischer Gesanglichkeit und kraftvoller Energie. Leise sinnend und schwebend folgte zuletzt ein intimes Nachtstück. Wie verwandelt erschien der Pianist mit Ravels "Morgenständchen des Narren" aus der Sammlung "Miroirs": rauschhafte spanische Musik mit rasenden Tonrepetitionen und stillen Elementen. Und doch ließen diese Klavierstücke Wünsche offen, denn das einfache Instrument, das ihm hier zur Verfügung stand, konnte die Klangwelten nur unzulänglich transportieren. Wie anders war der zweite Teil auf der Violine, denn hier konnte Schüler sein Können voll entfalten. Kraftvoll-geschmeidig, vielfarbig und nuancenreich war nun sein Spiel, angefangen bei Schuberts Sonate A-Dur D 574 mit ihren sich durchdringenden Klangwelten, das perfekt eingespielte "Duo" mit der Partnerin am Klavier – stürmisch und zart, mit Biss und sprühender, tänzerischer Lebenslust. Dicht und intensiv folgte die Interpretation von Ernest Chaussons lyrischem Poème op. 25, ein strömender Fluss, ein musikalischer Taumel. Gelöst und befreit gab Thomas Schüler zuletzt Wiener Zugaben mit einem Marsch und dem Walzer Liebesleid von Fritz Kreisler.