Friedrichshafen / sz - Stefan Kücherer ist in den Ruhestand gegangen, Sabine Giebeler ist neue Leiterin des Medienhauses am See. Über Vergangenheit und Zukunft sprechen die beiden eine gemeinsame Sprache. Die Bibliothek als Aufenthaltsort, als etwas Alltägliches und die Förderung des Lesens sind Kernpunkte, die beiden am Herzen liegen.
Stefan Kücherer sieht es als seltene Gelegenheit, die sich für die Stadtbücherei 2007 bot, in ein modernes Medienhaus zu ziehen und dort mit ganz neuem Konzept zu beginnen. "Das, über das ich mich am meisten gefreut habe, war das Phänomen, dass alles eingetroffen ist, was wir damals zusammen geplant haben", sagt er heute rückblickend. Zusammen, damit meint er in erster Linie den Architekten Berthold Braunger, in dem er einen Partner sieht, der sich maßgeblich mit der Inneneinrichtung und der Ausstattung auseinandergesetzt und Vorbildliches dabei geschaffen habe. Auch die Kooperation mit dem Kulturbüro und dem Kiesel im k42 sei für das Medienhaus als städtisches Zentrum sehr wertvoll.
Ambiente, Ausstattung, Einrichtung und letztlich die themenorientierte Sortierung der Bestände, die das Team um Kücherer an Kundeninteressen orientiert hat und damit inhaltlich einen neuen Weg gegangen ist, trägt maßgeblich zur hohen Akzeptanz des Medienhauses bei. "Hier finden sich die Kunden von ganz jung bis alt viel besser zurecht", sagt Kücherer, der viel Wert auf eine Präsentation legte, die unter Marketing-Gesichtspunkten eher in einem Shop, denn in einer Bücherei zu finden sei. Hinzu seien eine Anhebung des Medienbudgets, des Veranstaltungsbudgets und die Schaffung zusätzlicher Stellen durch die Stadt wesentlich für die positive Entwicklung des Medienhauses verantwortlich gewesen. "Das Medienhaus hat rund 200000 Besucher im Jahr", sagt Stefan Kücherer nicht ohne Stolz. Immerhin ist diese Zahl nicht weit von den Besuchern des Zeppelin Museums entfernt, auch wenn man beide Einrichtungen nicht miteinander vergleichen kann.
Weitere nennenswerte Themen, die das Medienhaus auch überregional und sogar international bekannt gemacht haben, sind die Lesepaten, die Förderung des Lesens und Vorlesens für Kinder und Jugendliche und nicht zuletzt die Konzentration auf eine umfassende Medienauswahl. Die Onleihe ist ein Teil davon, den das Medienhaus vorangetrieben hat und der mittlerweile acht Städte und Gemeinden angeschlossen sind.
Die neue Chefin kommt
Das Medienhaus bekommt im achten Jahr des Bestehens eine neue Chefin. Die will das Medienhaus inhaltlich nicht neu erfinden, aber sich den gesellschaftlichen Veränderungen stellen. "Wir müssen uns mit neuen und veränderten Zielgruppen auseinandersetzen. Mit Migranten ebenso wie mit einer deutlich kompetenteren Generation der Senioren", sagt Sabine Giebeler. Daneben steht die Leseförderung für sie ganz oben. "Wenn ein Drittel der Kinder nicht mehr vorgelesen bekommen, läuft etwas falsch und wir sollten dafür sorgen, dass das ein Thema wird", Sabine Giebeler will nicht nur Kindern vorlesen lassen, was bislang mit den Paten und der Lese-Ente Frieda wunderbar funktioniert hat, sie will auch bei Eltern um die Vorzüge des Vorlesens werben.
"Eine Bibliothek muss Vorbildfunktion übernehmen." Und damit ein solches Vorbild auch funktioniert, muss die Bibliothek zum Alltäglichen, zur verlässlichen Informationsquelle und Vermittlungsstelle von Kompetenz werden – für Schüler wie für Erwachsene. In Kürze will sie das Thema Medienhaus in den sozialen Netzwerken angehen, mit dem sie das Haus noch stärker im Alltag der Menschen verankern möchte.