Friedrichshafen / sz - Vor einem Jahr hat die geplante Ansiedlung des TÜV die Allmannsweiler auf die Palme gebracht. Jetzt sind es Asylbewerber und ein Neubaukonzept der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft (SWG) in der Eintrachtstraße und der Wittenwiesenstraße, die für Verstimmung beim Bürgerforum sorgen. Seit mehr als zehn Jahren vertritt der Verein die Interessen der Bürger im Stadtteil, der traditionell geprägt ist von sozialen Spannungen.
In den Wohnblöcken in der Eintrachtstraße befinden sich seit Jahrzehnten sogenannte Notwohnungen, die vorwiegend mit obdachlos gewordenen Menschen belegt werden. Sie sind in einem erbärmlichen Zustand. Nicht zuletzt durch den Druck, der duch die Zuwanderung entstanden ist, will man bei der Stadtverwaltung die Allmannsweiler Problematik jetzt grundlegend angehen. Ein städtebaulicher Wettbewerb soll Möglichkeiten für die Entwicklung des Stadtteils aufzeigen und eine Gesamtlösung für die seit Jahren unbefriedigende Situation erbringen. "Im Sinne einer flächensparenden Siedlungsentwicklung und im Hinblick auf den hohen Bedarf an Wohnraum soll ein städtebauliches Gesamtkonzept erarbeitet werden", teilt die Pressesprecherin der Stadt, Andrea Gärtner, mit. Ein Beschluss des Gemeinderats soll dazu bis April vorbereitet werden. Der städtebauliche Wettbewerb sei für Sommer vorgesehen.
Zur Vorbereitung des Wettbewerbsverfahrens sollen Ziele formuliert und ein städtebaulicher Rahmenplan erarbeitet werden. Dafür werde es demnächst schon einen Workshop geben, bei dem interessierte Bürger ihre Anregungen mit den Planern diskutieren können. Ein Preisgericht werde die Entwürfe dann bewerten. Der beste münde in einen Bebauungsplan, der Ende des Jahres ins Verfahren gebracht werden soll.
"Bolzplatz muss bleiben"
Unter der Überschrift "Asylbewerber kommen nach Allmannsweiler" hatten die Vorsitzenden des Bürgerforums, Udo Piram und Gerorg Behrendt, im Mitteilungsblatt "Allmannsweiler aktuell" bereits vor Monaten massive Bedenken angemeldet. Die Pläne der Stadt, SWG-Wohnungen für Asylbewerber frei zu halten, seien "unfair gegenüber den jetzigen Bewohnern der Wohnblöcke in der Eintrachtstraße und gegenüber den ankommenden Asylbewerbern". Ihre erste Forderung: Flüchtlinge dürften nur "vereinzelt" nach Allmannsweiler kommen. Ihre zweite Forderung: Die vier Wohnblöcke der SWG müssten abgerissen und "neue, kleinere Wohneinheiten für die jetzigen Bewohner" gebaut werden.
Den Vorschlag der SWG, neue Wohnungen auf einem Grundstück an der Ecke Eintrachtstraße/Wittenwiesenstraße unter Einbeziehung eines Teils des Bolzplatzes zu bauen und diesen an den Rand des Baugebietes Richtung Messestraße zu verlegen, lehnt das Bürgerforum ab. "Uns ist der Erhalt eines zentralen Platzes für Kinder und Jugendliche mit einem Gemeinschaftshaus als Ort der Begegnung für den gesamten Stadtteil und auch für die notwendige Sozialarbeit wichtig", sagt Georg Behrendt.
SWG lässt Konzept fallen
Abgesehen davon, dass ein Bolzplatz am Rand eines Wohngebiets besser aufgehoben ist als mittendrin, wäre es nach Ansicht der SWG logistisch besser, zuerst einen Neubau zu erstellen und dort die Bewohner der Gebäude Eintrachtsraße 18 und 22 unterzubringen. Dann könnte man die alten Gebäude abreißen. Damit würde man die Zahl der preisgünstigen Mietwohnungen erhöhen, und die heute dort lebenden Bewohner könnten im Viertel bleiben. Es handle sich hier überwiegend um sogenannte Notunterkünfte, die vom Amt für Bürgerservice (BSU) angemietet sind. Eingewiesen werden hier Menschen, die obdachlos sind.
Aufgrund der ablehnenden Haltung des Bürgerforums verfolgt die SWG "die guten Ansätze ihres Konzepts" nicht weiter. Stampfer weist aber Vorwürfe zurück, wonach die SWG zugunsten eines Hotelneubaus im Mühlösch günstigen Wohnraum reduziert haben soll. "Allen Mietern dort wurde neuer Wohnrum zur Verfügung gestellt, so sie dies wollen."
Polemik und falsche Behauptungen wirft der SWG-Geschäftsführer den Sprechern des Bürgerforums in Sachen Flüchtlingsunterbringung vor. Um die steigende Zahl an Asylbewerbern unterzubringen, habe der Gemeinderat die SWG darauf verpflichtet, frei werdende Wohnungen zu melden. In der Eintrachtstraße sind nach Mitteilung der Stadt erst zwei Asylbewerber untergebracht.