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Starker Franken lässt Häfler Händler kalt

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Friedrichshafen / sz - Nach der Wechselkursfreigabe des Schweizer Franken und dem damit einhergehenden Kaufkraftplus für Schweizer in Deutschland haben grenznahe deutsche Städte zum Teil erhebliche Umsatzsteigerungen im Einzelhandel erlebt. In Friedrichshafen kommt der Schweizer Kaufboom aber kaum an – von Ausnahmen abgesehen.

"Friedrichshafen ist nicht ganz so der Ort, wo Schweizer einkaufen", sagte Matthias Witan von Leder Meid in der Karlstraße am Montag im SZ-Gespräch. Er habe schon seit jeher einen geringen Prozentsatz von Schweizer Kunden, die bei ihm shoppen würden. Doch die Wechselkursfreigabe würde diesen Faktor kaum erhöhen, so Witan weiter. Grundsätzlich glaubt der Häfler Händler, dass Friedrichshafen in diesem Belang weit hinter richtig grenznahen Gebieten – wie Konstanz oder dem österreichischen Bregenz und Dornbirn – zurückliege.

So schätzt es im Kern auch Albert Stöhr vom Häfler Schmuck- und Uhrenhandel Stöhr ein. Lothar Gebhardt vom Häfler Juwelier Bauhuis bekam von angekündigten Hamsterkäufen auch nichts mit: "Der Ansturm blieb komplett aus", sagte er zur SZ.

25 Prozent günstiger

Pamela Baumhardt, Sprecherin der Edeka-Baur-Märkte in Konstanz und Friedrichshafen, konnte diese Vermutungen sogar mit Zahlen belegen: "In unseren Konstanzer Märkten liegt der Anteil der Schweizer Kunden bei rund 30 Prozent, in Friedrichshafen liegt der Anteil unter fünf Prozent", sagte Baumhardt ebenfalls am Montag. Während man im wichtigsten Konstanzer Markt, der verkehrsmäßig gut zur Schweiz angebunden ist, bereits am Donnerstag erhöhte Kundenfrequenz und höhere Umsätze verzeichnet habe, seien weitere vier Märkte im Konstanzer Gebiet ohne Umsatzveränderungen geblieben. Das gelte analog für Friedrichshafen: "Unser Markt in Friedrichshafen hatte keine Veränderungen festgestellt", so die Sprecherin. Insgesamt bewertet der Lebensmittelhändler die Entwicklung eher vorsichtig: "Grundsätzlich bedeutet die Freigabe des Frankenkurses eine positive Entwicklung für den Einzelhandel diesseits der Grenze. Aber Extreme sind keine gute Basis für langfristig erfolgreiche Geschäfte."

Ganz ohne Auswirkungen bleibt der starke Franken in Friedrichshafen trotz der zurückhaltenden Aussagen der genannten Händler aber nicht. Schließlich lassen sich von starken Franken nicht nur Lebensmittel und Lederwaren kaufen: "Wir hatten heute morgen schon zwei Anrufe aus der Schweiz", meldet nämlich Rolf Diemer vom VW-Autohaus Oskar Bleicher in Friedrichshafen. Der Golf des VW-Konzerns ist nämlich das meistgekaufte Auto der Schweiz – und laut Diemer sei der Wagen für Schweizer in Deutschland zehn bis 25 Prozent günstiger zu haben.

"Das Geschäft mit der Schweiz war im letzten Jahr abgeflaut", sagt Diemer, jetzt könnte es vielleicht wieder leicht anziehen. Der Autohändler stellt allerdings klar: Von einem Ansturm von Schweizern auf seinen Betrieb sei man weit entfernt.


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