Friedrichshafen / sz - Vor sechs Jahren hat Edita Karkoschka den Häfler Künstlerförderpreis gewonnen, und 2013 konnte sie mit ihrer Musik für einen Höhepunkt am Kulturufer sorgen, nun ist sie am Samstag mit ihrer Indie-Band "Nausica" wieder einmal zu Gast in ihrer ehemaligen Heimatstadt gewesen.
Die Band "Nausica" verkörpert das, was das Indie-Genre einst besonders gemacht hat, bevor sich auch hier Kommerzialität und Mainstream breit gemacht haben: echten Independent-Rock. Unter eigenem Label machen Edita Karkoschka (Gesang, Piano), Tim Coehoorn (E-Gitarre), Marius Mathiszik (Bass) und Jannis Knüpfer (Schlagzeug) experimentelle Musik, die mal laut und aufwühlend durch den Konzertsaal fegt und sich dann wieder in sanfteren Melodien verliert. Dabei kombiniert das Quartett aus dem niederländischen Arnheim rockige Elemente mit elektronischer Musik, verliert sich mal in surrealen Klangexperimenten und dringt dabei nicht selten in gewagtes, unbekanntes Soundterrain vor.
"Nausica" ist ein Musikprojekt, an das sich die Ohrmuscheln erst gewöhnen müssen, während der Körper sich schon zu den Rhythmen zu bewegen beginnt. Im Atrium hält es das Publikum daher schon kurz nach Konzertbeginn nicht mehr ruhig am Fleck. "Für mich ist es eine große Ehre, wieder mal in meiner alten Heimatstadt spielen zu dürfen", sagt Edita Karkoschka nach dem Auftritt.
Erste große Tour
Nachdem sie 2009 den Künstlerförderpreis der Stadt gewonnen hatte, beendete sie in Holland ihr Studium in "Music and Education" und entwickelte mit viel Eifer ihren ganz eigenen Musikstil weiter. "Es war ein harter Weg. Aber es hat sich gelohnt", sagt die Sängerin. Mit ihrer kraftvollen, einprägenden Stimmfarbe transportiert die 29-Jährige eine sehr ernste, bisweilen fast melancholische Stimmung, die sie immer wieder mit ausgelassenem Tanz und einem breiten Lächeln aufbricht.
Es ist die erste große Tour durch Europa, die "Nausica"über Italien und die Schweiz nach Friedrichshafen führt. Und dass der Auftritt der Band ein regelrechtes Gesamtkunstwerk darstellt, liegt nicht nur am experimentalen Charakter der Musik, sondern auch am Talent des Visual Jockeys (VJ) Glitterende Eenhoorn.
Mit einfachen Mitteln und Videoprojektionen zaubert der Bildkünstler verruchte Straßenszenen, Schattenspiele, Luftblasen, Graslandschaften oder wabernde Flüssigkeiten auf die Bühnenkulisse. Effekte, die sagen: wir sind ein Musikprojekt mit vielen Facetten und erfinden uns mit jedem Song neu.
"Unsere Tour war der Wahnsinn: überall glückliches Publikum und glückliche Veranstalter", zieht Karkoschka Resümee. Im Sommer soll es zu Auftritten zurück nach Italien gehen und auch eine neue EP soll im Laufe des Jahres produziert werden. Dies ist bei einem unabhängigen Musiklabel jedoch alles andere als ein Kinderspiel. "Wir organisieren zwar sehr viel selber, sind aber gerade was die Finanzierung betrifft immer auf Unterstützung angewiesen", erklärt die Sängerin. An Leidenschaft und Ideen scheint es der jungen Band jedenfalls nicht zu mangeln, was sich mehreren Zugaben, gemeinsamen Trommeleinlagen und dem begeisterten Klatschen des Publikums zeigt. "Der Rückhalt durch unsere Fans ist das Allerwichtigste", sagt Edita Karkoschka zum Schluss mit einem erfüllten Grinsen im Gesicht.