Friedrichshafen / sz - Der Countertenor Max Emanuel Cencic singt am Donnerstag, 22. Januar, 20 Uhr, im Graf-Zeppelin-Haus in Friedrichshafen Werke des deutschen Komponisten Johann Adolf Hasse (1699 bis 1783) . Konzertpartner ist das griechische Orchester Armonia Atenea unter der Leitung des künstlerischen Leiters George Petrou.
Max Emanuel Cencic ist seit mehr als 30 Jahren im Geschäft. Damals war er Knabensopran und Solist bei den Wiener Sängerknaben. Die hohe Stimmlage hat er sich bis heute bewahrt. "Meine Eltern dachten: Wir haben die männliche Shirley Temple", sagte er dazu einmal in einem Interview.
In früheren Zeiten – im ausgehenden 16. Jahrhundert – waren es die sogenannten Kastraten, welche in diesen hohen Stimmlagen auftraten. Sie übernahmen die hohen Soprano-Parts etwa in der Sixtinischen Kapelle, in der Frauen nicht auftreten konnten. Heute sind es Sänger, die mit Hilfe einer durch Brustresonanz verstärkten Kopfstimmen- beziehungsweise Falsett-Technik in die hohe Gesangsstimme gelangen. Wurden Countertenöre einstmals als Exoten belächelt, gelang es nicht zuletzt durch Countertenöre wie etwa Andreas Scholl, der vor einigen Jahren gemeinsam mit der Accademia Bizantina Werke von Henry Purcell aufführte, die hohe Männerstimme und die Alte Musik wieder "salonfähig" zu machen.
Max Emanuel Cencic zählt laut Veranstalter zu den besten Countertenören unserer Zeit. Nach seiner Zeit bei den Wiener Sängerknaben begann er 1992 eine Solokarriere als Sopranist und wechselte 2001 ins Countertenorfach. Auch als Produzent macht er sich um vergessene Werke der Barockmusik verdient: Immer wieder zeichnet er für Wiederentdeckungen dieser Zeit verantwortlich.
Im GZH widmet er sich dem "göttlichen Sachsen" Johann Adolf Hasse. Wurde dieser zu Lebzeiten europaweit frenetisch gefeiert, ist der Komponist nach seinem Tod lange Zeit fast vollständig in Vergessenheit geraten.
Gegen den Strich gebürstet
Hasse wirkte von 1730 bis 1763 am Hofe von August dem Starken in Dresden. Er war selbst ein ausgebildeter professioneller Sänger, seine Frau Faustina Bordoni, eine der berühmtesten Sopranistinnen ihrer Zeit. So geprägt, war er in seinem Vokalstil der menschlichen Stimme außerordentlich gut angepasst, was sich in der enormen Vielfalt der Arien dieser Aufnahme brillant darstellt. Hasse betrachtete die Stimme als das Zentrum der Aufmerksamkeit auf der Bühne und komponierte wie ein Maler, der der Hauptfigur seines Gemäldes das stärkste Licht gibt. "Das Rokoko bürstete die Stringenz und das Pathos des Barock mit seinen verschnörkelten, fantasievollen Formen elegant gegen den Strich. Obwohl dieses Aufbrechen bestehender Formen nur in der bildenden Kunst unter diesem Namen existiert, gibt es das Rokoko auch in der Musik, gespiegelt etwa in Hasses Musik", sagt Max Emanuel Cencic.
Karten zum Preis von 15 bis 36 Euro sind im Vorverkauf erhältich beim GZH, Telefon 07541 / 28 84 44 oder per E-Mail an kartenservice.gzh@friedrichshafen.de