Friedrichshafen / sz - Am Freitag sind trotz strömenden Regens zwölf Häfler Sternsinger-Gruppen ausgeschwärmt. Wir haben eine von ihnen begleitet: Egal ob im Supermarkt, im Seniorenheim oder zu Hause – die Sternsinger sind an die Türen gekommen und haben Freude und Segen für die Häuser gebracht.
„Wir kommen daher aus dem Morgenland“ – um 13 Uhr wurden die zwölf Sternsinger-Gruppen in der St. Petrus-Canisius-Kirche von Pfarrer Bernd Herbinger ausgesandt. Bis 18 Uhr gehen sie täglich von Tür zu Tür. Ein Fahrdienst fährt sie, wenn nötig, in verschiedene Stadtgebiete. Bis zum 6. Januar wird das so gehen – je nachdem, wie viele Menschen noch beim Pfarrbüro anrufen und einen Besuch von den Königen wünschen. Die begleitete Gruppe ist immer ein bisschen unter Zeitdruck. Es werden nämlich jedes Jahr weniger Helfer, wie Begleiterin Edith Sakota erklärt. Pfarrer Herbinger macht den Kindern – aus verschiedenen Gemeinden, Gruppen und Freiwilligen – die Wichtigkeit ihrer Aufgabe klar: „Ihr verbreitet die frohe Botschaft von Jesus“, erklärt er.
„Wir tragen die Freude von Haus zu Haus“ – so singen die Heiligen Drei Könige von Angesicht zu Angesicht. Dafür ernten sie Dank, erhalten eine Spende und manchmal auch Süßigkeiten zur Belohnung. Die Menschen und Einrichtungen, die sie besuchen, haben sich in der Kirche oder per Telefon angemeldet. Manche reagieren trotzdem nicht auf das Klingeln. Andere singen oder summen bei den Liedern gerührt mit. Die Sternsinger tun ihre Arbeit voller Freude und lassen sich auch von Regen und Kälte nicht stören.
Süßigkeiten als Belohnung
Als die Geschwister Carolin, Miriam und Emely aus Fischbach mit der Häfler Freundin Mirjam Richtung Supermarkt schreiten, freuen sie sich: „Da gibt’s immer Schokolade“, sagen sie. Sie wissen es, weil sie bereits letztes Jahr als Sternsinger unterwegs gewesen sind, Mirjam sogar schon öfter. Und tatsächlich erhalten sie Schokolade, nachdem sie ein Lied gesungen und jeder vier Verse an der Kasse vorgetragen hat. Die zwölfjährige Miriam ist wieder mit dabei, weil es ihr ganz einfach Spaß macht. Am spannendsten findet sie es, zu klingeln und die fremden Menschen kennenzulernen. „Es ist nur blöd, wenn es so kalt ist und die Füße einfrieren“, sagt sie. Da sind die süßen Speisen ein kleiner Trost. Vom Bürgermeister haben sie letztes Jahr eine ganze Tasche voll davon erhalten, erzählt die Gruppe. An einem normalen Tag haben sie am Abend eine oder zwei Taschen mit Schokolade gefüllt. „Wir essen das aber sehr schnell auf“, sagt die 14-jährige Emely mit leuchtenden Augen.
„Kaspar ist der Beste“
Emely ist heute Kaspar: mit grünem Umhang – aber keiner schwarzen Gesichtsfarbe. Das wollte sie nicht. Welche Rolle wer übernimmt, entscheiden sie zusammen in der Gruppe. „Kaspar ist der Beste“, sagt die 13-jährige Mirjam. Warum? „Einfach so.“ Bevor die Sternsinger losziehen, müssen sie ihre Umhänge anprobieren. „Da muss noch oft umgenäht und gekürzt werden“, erzählt Edith Sakota, die die Gruppe heute begleitet. Davor gibt es sogar noch zwei Probetermine: die Lieder und Verse wollen ja gelernt sein. Die Gruppe um die drei Geschwister hat allerdings selbstständig zu Hause geübt – der Text sitzt.
„Prima“, werden sie gelobt. Kleinkinder einer besuchten Familie hinterlassen sie mit aufgerissenen Augen. Jedem bieten sie noch einen Flyer an, auf dem zu sehen ist, an wen die Spenden gehen: an 1800 Projekte weltweit – zum Beispiel an Kinder auf den Philippinen. Am Ende wollen sie schauen, welche Gruppe am meisten gesammelt hat. Nur so – für die Ehre. „Die haben uns doch bestellt“, sagen sie, als mal wieder niemand die Tür öffnet. Ihnen nimmt man die Enttäuschung sofort ab – sie erledigen ihre Aufgabe mit viel Freude. Und das, obwohl schon schnell die Füße von der Kälte wehtun und die Mäntel vom Regen schwerer werden. Bei einem Besuch im Supermarkt, im Mehrfamlienhaus oder im Seniorenheim kann man sich wenigstens kurz aufwärmen.
Im Gustav-Werner-Stift bleiben sie besonders lange. Hier besuchen sie viele ältere Menschen – in ihrer Wohnung oder beim gemeinsamen Kaffeetrinken. „Redet ganz laut und langsam“, rät ihnen die Dame, die sie empfängt. Das tun sie gerne – sogar mehrmals, wenn noch eine Bewohnerin neu hinzukommt. Hier sind die Menschen besonders gerührt von den vier Sternsingern. „Gloria“, stimmt eine Bewohnerin sogleich ins Lied mit ein. Die Gruppe erhält jedes Mal einen Applaus.
Segen fürs Haus
„20*C+M+B+15“ schreiben oder kleben die Sternsinger über die Türen. Dazu sind sie mit Kreide und Aufklebern ausgerüstet. Doch was bedeutet die Formel? Caspar, Melchior, Balthasar – wie viele denken – sind nicht gemeint. Die Buchstaben kürzen den lateinischen Satz „Christus mansionem benedicat“ ab – zu deutsch: „Christus segne dieses Haus.“ Drumherum ist die aktuelle Jahreszahl geschrieben, weshalb an vielen Türen nur die 14 zur 15 gemacht werden muss. Der Stern steht für den Stern von Bethlehem, die Kreuze für den Dreifaltigen Gott. „Die Botschaft“, erklärte Pfarrer Bernd Herbinger bei der Häfler Aussendung, „müsste man eigentlich das ganze Jahr über verbreiten“.