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Zierliche Frau mit großen Worten

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Friedrichshafen / sz - Der traditonelle Jazzdonnerstag des JazzPort Friedrichshafen hat den Weihnachtsfeiertagen weichen müssen und fand daher ausnahmsweise am Samstag statt. Der damit verbundene Ortswechsel ins „Casino“ des Kulturhaus Caserne, wo mehr Platz vor und auf der Bühne ist als im Refugium, kam dem Konzert des Dotschy Reinhardt Ensembles zugute.

Nachfahrin von Django Reinhardt

Die störgeräuschfreie Umgebung tut der Künstlerin gut, die an diesem Abend auf der Bühne steht. Dotschy Reinhardt, der jüngste Musikerspross aus der Familie von Django Reinhardt, ist nicht nur zierlich, sondern singt auch gerne ruhig und leise. Dabei ist es jeder ihrer Töne wert, gehört zu werden.

Ihre Stimme erzählt auch für diejenigen, die den Text nicht verstehen, viel aus ihrem Leben und dem Leben der Sinti. Die Sinteza hat zur Sprache ihres Volkes gefunden und präsentiert viele eigene Lieder auf Romanes, über Heimat und Liebe und alles, was sie berührt. „Heimat ist für mich wohl etwas anderes, als es für viele bedeutet. Heimat ist für mich kein Ort“, erklärt sie dem Publikum. Sie fühle sich da zu Hause, wo sie sich wohlfühle.

Neben eigenen Stücken singt die junge Frau dabei auch bekanntere Jazzwerke – stets auf ihre eigene Art und Weise. Selbst das wohl bekannteste Stück des Bossa Nova „The Girl from Ipanema“ präsentiert sie als Ausdruck ihrer Persönlichkeit. Auf Romanes hat sie es übersetzt und aus dem Mädchen einen Jungen im Wohnwagen nebenan gemacht.

Sie berührt mit ihren Worten – seien sie als Ankündigungen gesprochen oder in einem Lied gesungen. Sie berührt auch, wie sie beinahe zerbrechlich neben dem bunt beleuchteten Weihnachtsbaum und zwischen den Musikern ihrer Band auf der Bühne steht: Lancy Falta und Alexej Wagner an den Gitarren und Sebastian Gieck am Kontrabass.

Wie sie auf der Bühne ganz wörtlich den wenigsten Raum einnimmt, so tut sie es auch im übertragenen Sinne. Schade ist, dass die beeindruckende Sängerin ihrem Gesang nicht mehr Platz in den einzelnen Liedern gönnt und sich nicht nur räumlich etwas mehr in den Vordergrund stellt. Man vergisst zeitweise, dass man hier das „Dotschy Reinhardt Ensemble“ vor sich hat und nicht ein Jazztrio mit Gastsängerin „XY“. Es ist deshalb schade, weil sie künstlerisch doch so viel zu bieten hat und so tolle Worte für alles findet. Aber die Musiker erspielen sich Solo um Solo und nehmen so viel mehr Raum ein.

Der nächste „Donnerstagsjazz“ findet wieder im Casino statt: am kommenden Freitag um 20 Uhr.


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