Friedrichshafen / sz - Begeistert haben die überwiegend jungen Theaterbesucher am Mittwochabend das Gastspiel des Münchner Volkstheaters mit Georg Büchners Drama „Dantons Tod“ im Graf-Zeppelin- Haus beklatscht. Das Werk wird beim Deutsch-Abitur verlangt und hat für einen leicht überbuchten Saal gesorgt.
Dabei hat man schon überzeugendere „Dantons“ erleben dürfen: beispielsweise Roberto Ciullis Inszenierung von 2006, mit der das Theater an der Ruhr, Mülheim, im Graf-Zeppelin-Haus gastierte.
Auch Christian Stückl hat den Bilderbogen aus der Französischen Revolution, Büchners existenzielles Drama vom Menschsein, stark reduziert. Er hat sich auf die wesentlichen Figuren konzentriert und seine eigenen Akzente gesetzt. Doch die Mikros am Bühnenrand lassen nichts Gutes ahnen. Kaum dass die Vorstellung mit einer stilleren Szene um Camille und Lucile begonnen hat, setzt ein hektisches, sehr lautes Spiel ein, das sich fast ständig auf diesem Level bewegt, nur wenige Zwischentöne erlaubt.
Urgewalt in hässlichem Raum
In einem hässlichen, roh gezimmerten, mit Flaschen, Papieren und Unrat übersäten Raum, dem Einheitsbühnenbild für sämtliche Schauplätze, treffen die Menschen aufeinander. Die Parteien prallen mit Urgewalt aufeinander, werfen sich Schlagworte an den Kopf, aus heutiger Sicht Worthülsen, die zu Büchners Zeit noch neu gewesen sein mögen, revolutionär, eine Aufbruchsstimmung verheißend.
Doch der Aufbruch ist ins Stocken geraten. Die hungrigen Massen werden abgelenkt durch Hinrichtungen, rhetorische Gemetzel. Eigentlich sollte jetzt ein verzweifelter Danton auftreten, der den Sinn der von ihm mit inszenierten, aber immer blutigeren Revolution nicht mehr sieht. Pascal Fligg lässt ihn nur laut schreien, die Erkenntnisse erwachsen nicht aus der Handlung. Die Rolle seiner Frau Julie ist stark zurückgenommen.
Publikumswirksam ist das Aufeinandertreffen von Danton und Robespierre (Jean-Luc Bubert). Danton hat nichts mehr zu verlieren, hält sich für unantastbar – „Sie werden es nicht wagen“ - und verspielt.
Auch Helden sind nur Menschen
In einem sehr langen zweiten Teil wird die Befindlichkeit der Worthelden demaskiert. Sehr unterschiedlich reagieren sie im Angesicht des unausweichlich scheinenden Todes. Breit wird der Gottesbeweis ausgespielt. Es zeigt sich, dass die Helden auch Menschen sind, die nur mühsam ihre Angst vor dem Tod überspielen. Ein Glanzpunkt ist die Selbstaufopferung der eigentlich irren Lucile (Mara Widmann). Es handelt sich um eine Inszenierung, die versucht, neue Seiten herauszustellen, ohne damit wirklich zu überzeugen.